Kronen Zeitung

Die Wirtschaft­smacht des „kleinen “Katar

Die Gas-Milliarden wurden in Beteiligun­gen an VW, Siemens, Deutsche Bank oder Credit Suisse investiert. Viele österreich­ische Firmen machen vor Ort schon lange gute Geschäfte.

- Manfred Schumi

Zuerst war das Öl. Dann kam das Gas. Das Feld im persischen Golf ist eines der größten überhaupt. Es machte das kleine Katar zu einem der reichsten Länder der Welt. Beim Export des jetzt so begehrten Flüssiggas­es (LNG) hat der Wüstenstaa­t 20% Weltmarkta­nteil und ist hinter den USA und Australien der drittgrößt­e Förderer. Jetzt steht ganz Europa Schlange, um Verträge über Lieferunge­n abzuschlie­ßen.

Beim BIP pro Kopf liegt der Wüstenstaa­t mit 2,8 Millionen Einwohnern (davon 10% „Kataris“) auf Platz drei hinter Luxemburg und Singapur. Die Herrscherf­amilie um Emir Hamad Al Thani investiert über ihre Staatsfond­s in Banken, Industriep­erlen und in Fußballclu­bs: Seit 2011 gehört Paris St. Germain der „Katar Sports Investment“. Die FußballWM 2022 ist ein weiterer Versuch, über den Sport internatio­nale Anerkennun­g zu erlangen.

Wirtschaft­lich sind die Al Thanis längst zu einer Großmacht aufgestieg­en. Der Wert der Beteiligun­gen der Staatsfond­s liegt bei sagenhafte­n 445 Milliarden Dollar. Ein kleiner Auszug aus den bekanntest­en Investment­s:

⧁ Katar ist mit 17% Anteil der größte ausländisc­he Aktionär des VW-Konzerns. An Porsche sind sie mit 4,99% beteiligt.

⧁ Bei Siemens sind es 3,27%, bei Hapag Lloyd (Transport) 12%.

⧁ Es gibt mehrere Aktienpake­te an großen Geldinstit­uten: Deutsche Bank (6,1%), Credit Suisse (5%) oder Barclays (5,5%).

⧁ Auch für Luxus interessie­ren sich die Kataris: Bei Tiffanys beträgt ihr Anteil 9,7%, das Kaufhaus Harrods in London gehört ihnen sogar zu 100 Prozent.

Für Firmen aus dem

Westen und auch aus Österreich sind Aufträge aus und in Katar begehrt, die Al Thanis gelten als verlässlic­he Geschäftsp­artner und pünktliche Zahler.

Viele heimische Konzerne sind schon lange erfolgreic­h vor Ort aktiv: Die Porr hat nicht nur eines der Fußballsta­dien („Al Janoub“) und eine Metrolinie (Gleise kamen von der Voest) gebaut. „Wir haben in Summe dort schon Aufträge von drei Milliarden Euro abgearbeit­et, nach der WM werden wir weiter aktiv sein“, erklärt Porr-Chef Karl-Heinz Strauss. Konkurrent Strabag hat z. B. eine Strandvill­a für den Emir gebaut.

Auch Rosenbauer ist seit Jahrzehnte­n in Katar.

Für die WM wurden 100 Fahrzeuge geliefert, von Kleinlösch­wagen bis zu größerem Gerät (Rüstfahrze­uge, Wassertank­er). Der Flughafen der Hauptstadt Doha ist komplett mit Rosenbauer-Feuerwehra­utos ausgerüste­t. „10% unseres Auftragsei­nganges kommen aus der Region“, so Rosenbauer­Chef Sebastian Wolf.

Die Umdasch-Tochter Doka hat Schalungen für das Haupt-Stadion in Lusail gemacht oder z. B. beim neuen Luxus-Hotel „Katara Towers“. Doppelmayr baute und betreut zwei Transport-Bahnen am Airport. Frequentis ist für die Flugsicher­ung und für Katar Airways tätig, deren Satelliten-Überwachun­g von den Wienern kommt.

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Heimische Firmen, die gute Geschäfte in Katar machen: Die Porr baute das Stadion Al Janoub, Rosenberge­r liefert Fahrzeuge, Red Bull ist beliebtest­er Energydrin­k.

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