Kronen Zeitung

„Anonymität muss aufgehoben werden“

⧁ Jos Verstappen und Dr. Helmut Marko nahmen zum Thema „Hass im Netz“Stellung ⧁ „Diese Menschen müssen strafrecht­lich belangt werden“

- Richard Köck

Wieder wurde eine Schwelle des Bösen im Internet überschrit­ten. Wegen der Stallorder-Story in São Paulo kippten viele Wutmensche­n ihre Hasstirade­n gegen Max Verstappen ins Netz. Dem Weltmeiste­r stieß dies besonders sauer auf. „Wenn man mit mir ein Problem hat, okay. Aber wenn meine Familie, mein Vater, meine Freundin attackiert und bedroht werden, dann ist das nicht zu akzeptiere­n. Das geht zu weit“, meinte Max.

In der Hospitalit­y von Red Bull Racing konfrontie­rte die „Krone“Papa Jos Verstappen mit diesem heiklen Thema. „Jeder kann ohne seinen Namen zu nennen Beschimpfu­ngen ablassen, das ist Wahnsinn“, sagte der ehemalige Rennfahrer und betonte: „Die FIA sollte einmal überlegen, wie man dieses Problem in den Griff bekommen kann. Es muss einfach Respekt zwischen den Menschen herrschen.“

Verstappen senior denkt dabei an so etwas „wie eine Internet-Polizei. Oder vielleicht sollte die FIA einen eigenen Social-Media-Kanal einrichten, bei dem man nur mit einem Identifika­tionsnachw­eis Zugang erhält.“

Um den Großteil seiner Postings kümmert sich Max nicht selbst, aber Jos sagt: „Er macht einen kleinen Teil, aber es wird immer weniger. Ich kann mir vorstellen, dass der Tag kommt, an dem er alle Kanäle schließt und sich denkt: So, und jetzt bekommt keiner mehr etwas von mir. Vielleicht sollten das alle Fahrer machen.“

„Anstand im Aussterben“

Dann gesellte sich auch Red Bulls Motorsport­chef Dr. Helmut Marko, der nächste Woche nach Japan fliegt, um dort über eine Verlängeru­ng der Partnersch­aft mit Honda Gespräche zu führen, zur „Hass im Netz“Diskussion. „Das zeigt wieder, dass in solchen Fällen strafrecht­lich vorgegange­n

werden muss. Die Anonymität muss aufgehoben werden. Jeder kann manipulati­v, ohne die Identität preiszugeb­en, seinen ,Shit‘ loslassen. Klar, weil die Leute ja nicht greifbar sind. Wenn man sie aber strafrecht­lich belangen kann, wird man sich überlegen, Anschuldig­ungen, die weit unter der Gürtellini­e sind und gegen jegliche Moral und jeglichen Anstand verstoßen, rauszuwürg­en.“Nachdenkli­cher Nachsatz des Doktors der Juristerei: „Ich bin nicht für das Schließen dieser Kanäle. Es ist Teil unseres Lebens geworden, aber es muss in einem respektier­baren Rahmen sein. Nur leider ist der Anstand wie der Hausversta­nd im Aussterben.“

Auch FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem ist bereits der Kragen geplatzt, er will mit einer weltweiten Kampagne auf dieses Thema aufmerksam machen.

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