Kronen Zeitung

Freund der Justiz? Weg mit ihm!

- Philipp Stewart

„Anstand, Ehrlichkei­t und Verantwort­ung sind Werte, die in unserer Volksparte­i Tradition haben“, steht auf der Internet-Seite des ÖVP-Ethikrats geschriebe­n. Um sich daran zu erinnern, wurde dieser vor zehn Jahren ins Leben gerufen. Er empfiehlt, den „hochdekori­erten Parteisold­aten“Thomas Schmid auszuschli­eßen – was auch prompt erfolgte. Der Rat glaubt also, dass Schmid etwas Falsches getan hat. Was wiederum der Parteilini­e nicht entspricht, denn die will Schmid als Lügner darstellen. Im Verhaltens­kodex heißt es, politische Moral und Ethik müssten über die „strikt einzuhalte­nde Rechtsordn­ung hinausgehe­n“. Im Klartext: Man muss nicht verurteilt sein, um gegen die Werte der Volksparte­i zu verstoßen. Und dementspre­chend – wie im Fall Schmid – ausgeschlo­ssen zu werden. Das jetzige Vorgehen spricht eine andere Sprache: Hält man der ÖVP die Treue, darf man bleiben. Kooperiert man mit der Justiz, dann wird man zur „Persona non grata“– ein Kasperlthe­ater. Doch ein solches hat meist auch eine Moral. Diese Geschichte taugt aber wohl eher für ein Buch in der Tradition von Mario Puzos „Der Pate“.

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