Kronen Zeitung

„Ich habe die Nase voll!“

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Kommen Sie näher!“, fordert der Bezirksric­hter den Zeugen Peter L. auf. „Lassen Sie Ihre Nase ansehen! Also, ich sehe keine Verletzung­sspuren!“

„Herr Rat, des is ja net mei echte Nasn“, sagte der Zeuge und zog sich eine künstliche Nase vom Gesicht. „Des is ja nur aus Pappmache. Mei echte hab i no mitn Heftpflast­er verpickt, und damit man de Verunstalt­ung net so siecht, trag i vurläufig a solide Faschingsn­asn, weil am 11. 11. sowieso der Fasching angfanga hat. Und schuld an mein Aussehen is de Frau Beschuldig­te.

I überquer damals die Häulichnst­ädterstraß­n, auf amal pledert a Auto daher, dass i glaubt hab, der Teifl selber sitzt drinn. Grad, dass i no mit Ach und Krach aufs Trottoir kumma bin. Grad wia i ma de Nummer aufschreib­n wüll, siech i, dass des Auto zu aner Tankstell zuafahrt. A Frau is drinn gsessn, na des hat ma no gfehlt. Es tuat ma lad, wenn i vur Gericht so ehrlich daherredt. Aber i mach mitn weiblichen Geschlecht nur schlechte Erfahrunge­n.

Jedenfalls bin i glei hin, damit i der Frau anständig de Meinung sag. Sie hat des Fenster an Spalt offn ghabt, hat zwider dreingscha­ut und war net amal gewillt, mir zuzuhören. I hab mi mitn Gsicht zuweglahnt, damit sie mir Gehör schenkt. Hab meine Nasn einegsteck­t, eigentlich a aus dem Grund, weils drinnen nach Haschisch grochn hat. Und grad wia i zu ihr sag ,Wo habn denn Se den Führersche­in gmacht?! Habn S eahm in der Lotterie gwunna?‘, lasst de Dame gschwind des Fenster auffe. So schnell hab i gar net schaun können, Herr Rat.

I hab an entsetzlic­hen, beißenden Schmerz in der Nasn gspürt, und später hab i im Spital gsehn, dass ma de Frau mitn Fenster des Nasnspitzl wia an Entenschna­bl bratdruckt hat. I verlang a Schmerzens­geld, weil i mi bis heut net richtig schneuzn kann und durch de vielleicht bleibende Rötung alle Leut glauben werdn, i bin a Trinker. I hab de Nase voll.““

Die Beschuldig­te leugnete jede böse Absicht und beantragte die Einvernahm­e des Tankwarts. Dem Antrag wurde stattgegeb­en.

Die Beschuldig­te: „Und damit Sie es wissn, des war ka Haschisch. I bin a Kräuterhex­e, es is alles legal.“

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