Kronen Zeitung

Gute Tat mit bösen Folgen

Markus S. wollte nur eine Freundin aus Portugal bei ihrem Umzug nach Wien unterstütz­en. Nun hat der 54-Jährige seit mehr als einem Monat keinen Zugriff mehr auf sein Erspartes.

- Stefan Steinkogle­r

Banken sollten lieber strenger mit wahren Geldwäsche­rn wie Mafiosi oder Drogenhänd­lern verfahren. Einen ehrlichen und braven Staatsbürg­er mit jenen in einen Topf zu werfen, ist mehr als ungerecht.

Die Kanzlei des renommiert­en Wiener Rechtsanwa­lts Dr. Alfred Boran vertritt Markus S. (54) in der Causa.

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, hieß es schon in der Bibel. Nächstenli­ebe war genau das, was auch Markus S. zeigen wollte. Dass eine gute Tat böse Folgen für den Wohltäter haben kann, muss S. nun seit Wochen am eigenen Leib erfahren.

Doch der Reihe nach: Im Sommer wollte eine portugiesi­sche Freundin von S., die zu jenem Zeitpunkt in seiner Wohnung lebte, eine eigene Bleibe erwerben. Sie fand eine Immobilie, doch nach dem Kauf reichten ihre Ersparniss­e nicht mehr für Ablöse und Renovierun­g. Eine Bekannte aus der Heimat lieh ihr das Geld. Das Problem: Die Neo-Wienerin hatte noch kein Konto in Österreich. Also erklärte sich S. bereit, sich das Geld überweisen zu lassen und für seine Freundin zu beheben. Dass er damit am „Geldwäsche-Radar“der Bank auftauchen würde, hätte er nie gedacht. Plötzlich wurde sein Konto gesperrt. Nun sitzt S. seit einem Monat finanziell auf dem Trockenen, abgeschnit­ten von allem Ersparten. Dabei muss er laufende Kosten decken, nach einer schweren OP braucht er Medikament­e und Therapie. „Wenn mir nicht mein Umfeld helfen könnte, müsste ich mich bei der Heilsarmee anstellen“, klagt S. gegenüber der „Krone“.

Auch Anwalt Dr. Alfred Boran ist entsetzt: „Es geht um unbescholt­ene Bürger. S. hat nur das eine Konto, ohne Zugriff ist er ruiniert.“Auf Anfrage bei der Bank hieß es lapidar, man sei verpflicht­et, den „gesetzlich auferlegte­n Sorgfaltsp­flichten“nachzukomm­en. Das Konto von S. bleibt also weiterhin, trotz anwaltlich­er Bemühungen, gesperrt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria