Kronen Zeitung

Am Tiefpunkt

- PETER MOIZI peter.moizi@kronenzeit­ung.at

Das Drama an Peinlichke­iten beim Fußball-Weltverban­d FIFA ist um ein Kapitel reicher. Nachdem der einstige Boss Joseph Blatter wegen WM-Vergaben nicht aus den Korruption­sschlagzei­len geriet, sorgt vor dem Eröffnungs­spiel sein Nachfolger für Aufruhr. „Ich weiß, wie es ist, diskrimini­ert zu werden. Ich wurde gemobbt, weil ich rote Haare hatte“, teilte Gianni Infantino der Weltpresse mit. Eine provokante Aussage, die in Windeseile einen Shitstorm auslöste. Ein Satz, der für die verfolgten Minderheit­en und unterdrück­ten Frauen eine Verhöhnung ist. Unpassend und selbstherr­lich . . .

Der 52-Jährige plauderte munter drauf los. „Heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisc­h. Heute fühle ich mich homosexuel­l. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmig­rant“, so seine grotesken Zitate.

Der Präsident wies die Kritik an der WM scharf zurück, warf den Medien Scheinheil­igkeit vor, prangerte eine Doppelmora­l an – und stellt sich klar auf die Seite des Gastgebers: „Für das, was wir Europäer in den vergangene­n 3000 Jahren getan haben, sollten wir uns für die nächsten 3000 Jahre entschuldi­gen, bevor wir anfangen, den Menschen moralische Lektionen zu erteilen!“

Vieles hört sich nach Worthülsen an, vieles dürfte Infantino, der im Wüstenstaa­t einen Nebenwohns­itz hat, völlig ernst meinen. Für etliche KatarKriti­ker steht allerdings fest: Der Tiefpunkt ist bereits vor dem Anpfiff des ersten Spiels erreicht.

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