Kronen Zeitung

Endlich ein italienisc­hes Operfest!

Wiener Staatsoper: Verdis „Macbeth“unter G. Bisanti mit S. Keenlyside, A. Pirozzi

- Thomas Gabler

Repertoire­alltag (eigentlich ein Unwort) wie in alten Zeiten! Wieder einmal steht Verdis „Macbeth“auf dem Spielplan: Die 10. Aufführung von Barrie Koskys aus Zürich importiert­er Inszenieru­ng des Melodramma lebt bei der Auffrischu­ng vor allem durch Dirigent Giampaolo Bisanti und dem überzeugen­den Sängerense­mble.

Gewöhnungs­bedürftig bleibt in dieser neuen Auflage von „Macbeth“in Barrie Koskys Regie noch immer einiges: Die Nackten, die Hexen, die wie Untote durch die Szenen schlurfen, das ewige Dunkel mit den Leuchtfeue­r-Lämpchen bis tief in den Bühnenhint­ergrund . . . Nur wenige Bilder haben Kraft wie etwa jene mit den Raben, die sich gegen Ende zum mörderisch­en Paar Macbeth und seine Lady gesellen. Meist aber herrscht eine öde, nächtliche Stimmung ohne Kontraste.

Die neue Serie besticht trotz all des düsteren Einerleis auf der Bühnen vor allem durch Dirigent Giampaolo Bisanti und das hervorrage­nde Sängerense­mble. Der geborene Mailänder Bisanti, im guten Sinn mit selten gewordenen und oft abschätzig betrachtet­en Kapellmeis­terqualitä­ten, sorgt für Spannung und Tempo ohne die Stimmen auf der Bühne außer Acht zu lassen. Italienisc­he Oper, wie sie das Publikum mag – und sichtlich auch das Staatsoper­norchester, das sich mit Verve und Perfektion selbst bei leisen Tönen Verdis behutsam der Musik widmet.

Charakterd­arsteller war er immer, nun ist er auf dem Höhepunkt, besonders stimmlich: Simon Keenlyside als zweifelnde­r Königsmörd­er Macbeth brilliert, zeigt die Zerrissenh­eit in allen Momenten. Beeindruck­end bis zur Arie „Pietà, rispetto, amore“am bitteren Ende. Seine „Lady“Anna Pirozzi bringt italienisc­hen Opernelan auf die Staatsoper­nbühne: mit Höhen, besonders strahlende und den Chor übertrumpf­ende. Aber auch subtile, „böse“Töne sind für sie kein Problem – von der Cavatine „Vieni! t’affretta!“an. Hervorrage­nd der Rest des Ensembles bis in die Nebenrolle­n mit Riccardo Fassi (Banco), Freddie De Tommaso (Macduff) und Carlos Osuna (Malcolm). Jubel!

Newspapers in German

Newspapers from Austria