Endlich ein italienisches Operfest!
Wiener Staatsoper: Verdis „Macbeth“unter G. Bisanti mit S. Keenlyside, A. Pirozzi
Repertoirealltag (eigentlich ein Unwort) wie in alten Zeiten! Wieder einmal steht Verdis „Macbeth“auf dem Spielplan: Die 10. Aufführung von Barrie Koskys aus Zürich importierter Inszenierung des Melodramma lebt bei der Auffrischung vor allem durch Dirigent Giampaolo Bisanti und dem überzeugenden Sängerensemble.
Gewöhnungsbedürftig bleibt in dieser neuen Auflage von „Macbeth“in Barrie Koskys Regie noch immer einiges: Die Nackten, die Hexen, die wie Untote durch die Szenen schlurfen, das ewige Dunkel mit den Leuchtfeuer-Lämpchen bis tief in den Bühnenhintergrund . . . Nur wenige Bilder haben Kraft wie etwa jene mit den Raben, die sich gegen Ende zum mörderischen Paar Macbeth und seine Lady gesellen. Meist aber herrscht eine öde, nächtliche Stimmung ohne Kontraste.
Die neue Serie besticht trotz all des düsteren Einerleis auf der Bühnen vor allem durch Dirigent Giampaolo Bisanti und das hervorragende Sängerensemble. Der geborene Mailänder Bisanti, im guten Sinn mit selten gewordenen und oft abschätzig betrachteten Kapellmeisterqualitäten, sorgt für Spannung und Tempo ohne die Stimmen auf der Bühne außer Acht zu lassen. Italienische Oper, wie sie das Publikum mag – und sichtlich auch das Staatsopernorchester, das sich mit Verve und Perfektion selbst bei leisen Tönen Verdis behutsam der Musik widmet.
Charakterdarsteller war er immer, nun ist er auf dem Höhepunkt, besonders stimmlich: Simon Keenlyside als zweifelnder Königsmörder Macbeth brilliert, zeigt die Zerrissenheit in allen Momenten. Beeindruckend bis zur Arie „Pietà, rispetto, amore“am bitteren Ende. Seine „Lady“Anna Pirozzi bringt italienischen Opernelan auf die Staatsopernbühne: mit Höhen, besonders strahlende und den Chor übertrumpfende. Aber auch subtile, „böse“Töne sind für sie kein Problem – von der Cavatine „Vieni! t’affretta!“an. Hervorragend der Rest des Ensembles bis in die Nebenrollen mit Riccardo Fassi (Banco), Freddie De Tommaso (Macduff) und Carlos Osuna (Malcolm). Jubel!