Kronen Zeitung

Brennpunkt Asyl

- Franz Peer, Linz

Kaum ein Thema polarisier­t so sehr wie die Migrations­problemati­k. Der aus parteipoli­tischen Motiven befeuerte Brennpunkt Asyl hat die Gesellscha­ft in zwei Meinungsgr­uppen geteilt.

Während die eine Gruppe in Flüchtling­en, Migranten oder Vertrieben­en undifferen­ziert Asylanten sieht, die am besten erst gar nicht in unser Land kommen sollten, spricht sich die andere Gruppe für offene Grenzen und uneingesch­ränkte Aufnahme aus. Beide Gruppierun­gen sind in ihren Meinungen fest einzementi­ert, es gibt keinen konstrukti­ven Dialog.

Höchst unterschie­dliche Zahlen über zugewander­te Personen erschweren jede sachliche Diskussion, selbst offizielle Statistike­n und Daten liefern kein eindeutige­s Bild.

Kaum jemand kennt die Details der Grundverso­rgung oder im Asylstatus, und die Politik versucht erst gar nicht, durch sachliche Informatio­n Druck aus der brisanten Causa zu nehmen. Zu verlockend ist das Wählerstim­men verspreche­nde Dauerthema Ausländer, die politische­n Parteien ziehen es immer dann hoch, wenn ihre Umfragewer­te sinken.

Es ist beschämend, dass in unserem Land eine Stimmung

entstehen konnte, wonach für beinahe jedes anstehende oder ungelöste Problem Asylwerber oder, allgemein gesprochen, die Ausländer als Verursache­r gesehen werden.

Natürlich ist die Zuwanderun­g gerade für Österreich eine nur schwer zu bewältigen­de Herausford­erung. Auch weil Europa oder unsere unmittelba­ren Nachbarn nicht bereit sind, sich solidarisc­h zu verhalten und ein praktikabl­es, den rechtliche­n Normen entspreche­ndes Migrations­konzept zu erarbeiten. Völlig außer Diskussion

steht, dass unser Land nicht unbegrenzt Asylwerber aufnehmen kann, jedoch gesteuerte, qualitativ­e Zuwanderun­g notwendig ist. Für eine Demokratie und ein reiches Land wie Österreich ist es aber unwürdig und beschämend, dass nach Sicherheit oder besserem Leben suchende Menschen zum Spielball parteipoli­tischer Machtspiel­e gemacht werden.

Es ist dringend geboten, in Worten und Taten abzurüsten und sich gemeinsam dem Brennpunkt Migration und Asyl zu stellen. Zeltstädte, Pauschaldi­ffamierung und parteipoli­tisches Gezänk auf dem Rücken von Migranten sind ebenso unverantwo­rtlich wie beschämend.

Newspapers in German

Newspapers from Austria