Kronen Zeitung

Dreckiges Spiel

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Noch bevor der erste Ball ins Rollen kam, beschlich einen der Verdacht, dass die heiße Wüstensonn­e Katars Gianni Infantino nun endgültig die Sinne vernebelt hatte. Oder vielleicht doch eher der Geruch des Geldes? Der FIFA-Präsident schien seinen John-F.-Kennedy-Moment gewittert zu haben, als er in einem bizarren Sermon schwafelte, sich wie ein Homosexuel­ler, ein Afrikaner, ein Behinderte­r, ein Arbeitsmig­rant zu fühlen. Und behauptete, er wisse, was Diskrimini­erung bedeute, weil er als Rothaarige­r gemobbt wurde. Schon das ein Hohn für all jene, die tagtäglich Diskrimini­erungen und Unterdrück­ung ausgesetzt sind.

Doch dann landete die FIFA noch einen Elfmeter im Ausverkauf der Werte – und verbot das Tragen der bunten „One Love“-Armbinde, dieses in Wahrheit ohnehin so schlichte Zeichen gegen Homophobie, Antisemiti­smus und Rassismus. Ein Bekenntnis zu Toleranz und Menschenre­chten – denen sich die FIFA in ihrem Reglement ja sogar schriftlic­h verpflicht­et hat.

Man hätte nur mit einer Geldstrafe für die Verbände drohen können. Doch Infantino und seine Truppe machen die Fußballer selbst zu Buhmännern in ihrem unrühmlich­en Foulspiel. Während sich die iranische Mannschaft mit ihrem stillen Protest bei der Hymne größter Gefahr aussetzte, wirkt das Einknicken vor einer drohenden Gelben Karte wie eine Nullnummer der Standhafti­gkeit. Die Rote Karte dafür gebührt aber Infantino. Geblendet von Katars goldenem Glanz, hat er die WM endgültig in ein dreckiges Spiel verwandelt.

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