„Ich will die Dinge neu sehen“
Galerie WestLicht: Wiens Starfotograf Ernst Haas, „The Art of Seeing“(bis 12. 2.)
In Österreich ist Ernst Haas fast in Vergessenheit geraten. International zählt er zu den Starfotografen, die die Blütezeit des Fotojournalismus mitgeprägt haben. Peter Coeln, Chef der Wiener Fotogalerie WestLicht, widmet Haas eine Ausstellung mit 130 Arbeiten, darunter seltene Vintage-Prints aus dem Wien der Nachkriegszeit.
In der internationalen Dokumentarfotografie war Haas eine „Schlüsselfigur“, seit den Fünfzigerjahren ein Pionier der Farbfotografie, als diese noch vorwiegend in den Werbebereich verbannt war. Mit seinen Farbfotokompositionen schrieb Haas schließlich Kunstgeschichte.
Was er Neues gewollt und realisiert hat, erklärt er in einem Satz: „I’m not interested in shooting new things – I am interested in seeing things new.“D. h., in seinen Bildern versucht er, altbekannte Sujets unter neuem Blickwinkel zu sehen, neue Aktualitäten – und auch eine neue Poesie – zu entdecken.
Seine Entscheidung für die Farbfotografie sollte ihm recht geben: „Image of a Magic City“, sein berühmter Fotoessay über New York, wurde als erste Bilderserie im „Life“-Magazin in Farbe auf 24 Seiten abgedruckt! Ein Meilenstein, dem immer abstrakter werdende Farbenkompositionen folgten. 1962 war er mit seiner „Color Photography“der erste Farbfotokünstler, dem das New Yorker Museum of Modern Art eine viel bewunderte Einzelausstellung widmete.
Spitzenbeispiele dieser Zeit sind in der Galerie WestLicht zu sehen, aber auch Überraschungen: etwa Ausschnitte aus dem von Haas 1963 mitkonzipierten TVProgramm „The Art of Seeing“. Oder die im Auftrag von Werbeagenturen oder Hollywoodstudios entstandenen Fotos, etwa der ikonische „Marlboro Man“.
Der Wiener Ernst Haas (1921 bis 1986) machte schon mit seinen frühen Bildern Furore. Das „Life“-Magazin engagierte den 28-Jährigen, Robert Capa, legendärer Mitbegründer der Fotoagentur Magnum, holte ihn nach New York.
Galerie WestLicht: Ernst Haas, 1070, Westbahnstraße 40; bis 12. Februar.