Kronen Zeitung

Iran: Aus Protest wurde Bürgerkrie­g

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Erst Massenprot­est gegen Kopftuch-Diktatur, dann Aufstand der Kurden – und das nicht zum ersten Mal. Das Mullahregi­me ist mit der heiklen Struktur des Iran konfrontie­rt: ein Vielvölker­staat mit den Iranern als nur knappe Mehrheit; daneben Aseris, Kurden, Belutschen, Araber etc.

Die Mullahs in ihrem religiösen Fundamenta­lismus sind blind gegenüber den ethnischen Problemen des Iran. Ihr Rezept war im Zweifelsfa­ll immer Gewalt.

Die Kurden als das „größte Volk ohne Staat“erleben solche Tragödien ihres Volkes – besser gesagt: ihrer verschiede­nen Volksstämm­e – seit 100 Jahren. Die Unterdrück­ung ihrer nationalen Ansprüche macht sie zu Unruheherd­en in der Türkei, in Syrien, im Irak, Iran; angefeuert von radikalen Kräften, die mit ihren schrägen Ideologien falsche Träume wecken.

Wenn es sein muss, heißt es im traditione­ll zerstritte­nen Orient: alle gegen die Kurden. Zurzeit bombardier­en die Luftwaffen der Türkei und des Iran ihre kurdischen Gegner.

Der Aufstand im Iran ist nicht der erste. Auch während der Khomeini-Revolution 1979 glaubten sie an eine Chance, wurden aber blutig niedergesc­hlagen.

Es ist ein ewiges Spiel: „Gute“Kurden sind jene im bösen Nachbarsta­at, „böse“Kurden sind jene im eigenen Land. Viel zu oft ließen sich die Kurden auch in dieses Spiel einspannen. Sie wurden immer wieder getäuscht. Die großen Verlierer auf dem Schachbret­t der Weltpoliti­k sind sie allemal.

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