Kronen Zeitung

Flüssiggas-Poker in Kroatien

Flüssiggas soll den großen Energiehun­ger der Mitteleuro­päer stillen. Auf der kroatische­n Insel Krk loten Bayern und Österreich jetzt ein Milliarden-Projekt für die Zukunft aus.

- Josef Poyer

Große Show für vorerst kleine Schritte – so kann man die Reise von Bundeskanz­ler Karl Nehammer zum wichtigen GasTermina­l auf der kroatische­n Insel Krk kurz zusammenfa­ssen. Im Zuge des Besuchs beim südosteuro­päischen Bündnispar­tner legten Nehammer und seine Kollegen, Premiermin­ister Andrej Plenković und der bayrische Ministerpr­äsident Markus Söder, zwar den Grundstein für eine Partnersch­aft in Sachen Flüssiggas (LNG), doch fixe Ergebnisse gibt es noch nicht zu vermelden. Fest steht aber schon, dass die Abhängigke­it von russischem Gas zwischen Bodenund Neusiedler See bisher von 80 auf rund 21 Prozent gedrosselt werden konnte.

In Zukunft geht es nun darum, die Versorgung aus „allen vier Himmelsric­htungen“nachhaltig abzusicher­n. Diese Maßnahmen bräuchten aber viel Zeit, diplomatis­ches Gespür und vor allem auch beträchtli­che finanziell­e Ressourcen. In Zeiten der Teuerung freilich keine leichte Entscheidu­ng: Eine Steuerungs­gruppe unter der Federführu­ng von Energiemin­isterin Leonore Gewessler (Grüne) und Wirtschaft­sminister Martin Kocher (ÖVP) soll deshalb das Potenzial von etwaigen Pipeline-Verbindung­en und den Kapazitäte­n von Kroatien bis nach Österreich sehr genau unter die Lupe nehmen. Immerhin könnte in weiterer Folge auch ein veritables Milliarden-Investment notwendig werden: „Eine heutige Pipeline für LNG kann morgen schon für Wasserstof­f zur Verfügung stehen. Dieser Schritt wird vor allem für die künftige Preisstabi­lität am Energiemar­kt entscheide­nd sein“, betonten Söder und Nehammer bei ihrer „Absichtser­klärung“.

Bis das erste Gas von Krk in Richtung Wien fließen kann, werden aber wohl noch Jahre vergehen.

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