Kronen Zeitung

Das Gas-Problem spaltet Europa

- Manfred.schumi@kronenzeit­ung.at

Schon seit Monaten wird in Europa mehr oder weniger erfolglos darüber diskutiert, wie man die hohen Gaspreise in den Griff kriegen soll. Doch jeder will etwas anderes, und alle zeigen mit dem Finger nach Brüssel. Die Kommission hat einen Vorschlag vorgelegt, der so absurd komplizier­t ist, dass ihn alle ablehnen.

Dieser spiegelt aber nur die Zerrissenh­eit unter den Mitglieder­n wider. Da gibt es jene, die selber bereits nationale Maßnahmen getroffen haben. Das spanische Modell z. B., bei dem der Staat den „Preisdecke­l“bei der Erzeugung finanziert, ist teuer und führt zu steigendem Verbrauch, weil es keinen Anreiz zum Sparen gibt.

Zieht man eine PreisOberg­renze beim Gaseinkauf in ganz Europa ein, bestünde die Gefahr, dass die Produzente­n lieber woanders hin verkaufen, wo sie den Marktpreis bezahlt bekommen. Niemand will jedoch, dass es bei uns zu einem Gasmangel kommt.

In Deutschlan­d subvention­iert man mit Milliarden die Endverbrau­cherpreise. Das führt zu Vorwürfen, dass dies zu Wettbewerb­sverzerrun­gen führe und ein teurer Subvention­swettlauf entstehen könnte.

Das Traurige an der Sache ist, dass man nun wirklich schon Monate Zeit hatte, um eine vernünftig­e Lösung zu finden, damit die Energiepre­ise nicht in den Himmel schießen können. Angesichts dieses Eiertanzes der Europäer kann sich Wladimir Putin nur ins Fäustchen lachen. Denn die Folge des Schlamasse­ls ist, dass er gleich viel kassiert, obwohl Russland nur einen Bruchteil früherer (Gas-)Mengen liefert.

Newspapers in German

Newspapers from Austria