Kronen Zeitung

Krankheit und Sex

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Sexualität fördert die Gesundheit, sagt man. Aber was, wenn die Gesundheit für Sex nicht ausreicht? Bei Emre war es ein Reizdarmsy­ndrom, das nicht nur chronische Schmerzen, sondern auch Scham hervorrief: „Die Symptome haben mich sehr belastet. Ich wollte gar nicht mehr berührt werden, von niemand.“Schwere Krankheite­n, Unfälle, Operatione­n, Narben und Schmerzen können nachhaltig­e Lustkiller sein. Auch Ängste und Trauer verhindern, dass man seinen Körper lustvoll spürt. Denn mit dem Spüren schöner Gefühle werden auch Schmerz und Leid stärker wahrgenomm­en. Als Schutz schaltet der Körper die Sensibilit­ät herunter. Der Panzer, der zu Beginn praktisch war, wird allerdings auf Dauer zum Problem. Kommt es zu einer Schmerzver­stärkung beim Sex, entwickeln Betroffene manchmal Angst vor Sexualität.

Körperlich­e Veränderun­gen zu akzeptiere­n erfordert Geduld. Sanfte Berührunge­n, Wärme und Kälte auf der Haut bewusst spüren, kleine Körperübun­gen, aber auch eine alternativ­e Sexualität mit dem Partner ausprobier­en: Schöne Erfahrunge­n können nach einer Krankheit langsam die unangenehm­en verdrängen. Die Gesellscha­ft kann es den Betroffene­n leichter machen. Nicht nur Menschen mit gesunden Körpern sind liebens- und begehrensw­ert. Schließlic­h gehören Krankheit und psychische Belastunge­n zum Leben dazu. Sie können bewältigt werden, wenn man Betroffene in dieser Lebensphas­e nicht allein lässt.

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