Kronen Zeitung

Da braucht es Fingerspit­zengefühl

-

Bezirksric­hter zu zwei Sägearbeit­ern: „Sie haben beide bei einem Arbeitsunf­all je einen Finger verloren?“

Franz B.: „Ja. Mir habn mitanander a Brettl in d Maschin gschobn, und dabei hamma unsere rechtn Mittelfing­er eingebüßt. Aber se san scho wieder angnaht.“

Johann K.: „Des is gschwind ganga. D Sanität war glei da, und de habn uns mitsamt de Finger sofort ins Spital gführt. Jetzt is alls wieder in Urdnung. Schaun S her, wia i zuapackn kann!“

Dabei umklammert Johann K. mit sichtliche­m Stolz das Handgelenk des Bezirksric­hters.

Bezirksric­hter: „Wenn die Operation so geglückt ist, warum haben Sie die Klage eingebrach­t?“

Johann K., auf seinen Kollegen zeigend: „Des war er, net i. I hab de größte Hochachtun­g vurn Herrn Professor. Der Herr Professor hat ma a versprochn, wamma wieder was passiert, er naht ma in ganzn Arm an. Nur mitn Kopf derf i net in d Maschin kumma.“

Bezirksric­hter zu Franz B.: „Warum haben Sie geklagt? Ihr Finger ist ja auch wieder tadellos beweglich!“

Franz B., mit dem Finger kreisend: „Ja. Ja. Des stimmt. Nur is es halt net der Meinige. Im Spital is eine Verwechslu­ng passiert. Der Herr Professor hat ma in Hans sein angnaht.“

Johann K.: „Des büldt er sie ein, Herr Rat. Er sagt, der seine war vül gepflegter und außerdem um a klans Stückl länger. Aber des büldt er sie ein. Mitn freien Auge bemerkt ma nämlich überhaupt nix. Net amal a bisserl was.“

Franz B.: „Mir derzählt kaner was. I kenn do mein Finger.

Den, was er jetzt hat, des war der Meinige! Der Hans waß des genau! Wann er im Wirtshaus sitzt, klopft er immer mit mein Finger aufn Tisch und an murdstrumm Ring hat er se dazua kauft. Warum, weil meiner ja vül schöner is.“

Bezirksric­hter, die beiden Finger vergleiche­nd: „Also, ich sehe da keinen Unterschie­d. Vielleicht, dass der eine um eine klitzeklei­ne Spur zarter ist.“

Franz B.: „Akkurat, des sagt a mei liabe Freundin. Mei Freundin hat sofort nach der Genesung zu mir gsagt: ,Franzl, das ist nicht der Deinige!‘ Und i bemerks ja aa. Wias mi in an Uhrwaschl juckt, und i tua mi kratzn, gspür i, dass er klaner is.“

Zur Einvernahm­e des Chirurgen wurde die Verhandlun­g vertagt.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria