Nach zehn Jahren Abstinenz gierig auf Abfahrts-Kristall
⧁ Klaus Kröll gewann 2012 als bislang letzter Österreicher die Wertung der schnellsten Disziplin ⧁ Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr & Co. eröffnen heute in Lake Louise die Jagd auf die Kugel, die Konkurrenz ist mächtig
Genau 56-mal wurde im alpinen Weltcup bislang die Abfahrtskugel vergeben – 23-mal ging sie nach Österreich, Franz Klammer ist mit fünf der Rekordmann dieser Disziplin. Downhill – eine rotweiß-rote Ski-Tradition.
Der letzte ÖSV-Gewinner von Downhill-Kristall war jedoch Klaus Kröll 2012 – zehn Jahre wartet Österreich jetzt schon, so lange wie noch in der Weltcup-Geschichte! Und wenn heute in Lake Louise mit der ersten Saisonabfahrt die Jagd eröffnet wird, ist sie schmerzhaft spürbar, diese Sehnsucht nach diesem Kristall.
Dass es die beiden österreichischen Anwärter drauf hätten, steht außer Zweifel. Matthias Mayer ist dreifacher Speed-Olympiasieger (zweimal Super-G, einmal Abfahrt), Vincent Kriechmayr Doppel-Weltmeister – und hat 2021 im Super-G auch schon eine Kugel gewinnen können. „Mein größter sportlicher Erfolg – trotz der zwei WM-Goldenen. Aber eine Abfahrtskugel würde über allem stehen, das ist eben DIE Königsdisziplin“, gibt „Vinc“zu.
Schon oft knapp dran
Und Mayer denkt ähnlich: „Dran war ich ja schon ein paar Mal an dieser Kugel. Und aufgeben tu ich dieses Ziel sicher nicht. Ja, es wäre schon recht cool . . . “
Aber die Konkurrenz steht mächtig zwischen Mayer & Kriechmayr und dem Kristall. Beat Feuz, der viermalige Sieger, Aleksander Kilde, der im Frühjahr gewann, Dominik Paris, Marc Odermatt . . .
„Wir werden uns strecken müssen“, gesteht Marko Pfeifer, der neue Cheftrainer der ÖSV-Herren, „eigentlich müssten wir diese Kugel ja auch einmal wieder holen. Aber ich will keinen Druck aufbauen. Das ist zu plump. Das wissen die Burschen selber ganz genau.“Auch warum es in den letzen Wintern nicht geklappt hat. Ein Ausreißer hier, ein Ausreißer dort – das nahm den starken Abfahrtssaisonen zuletzt den kristallenen Glanz. „Böcke sind eben keine erlaubt“, nickt Kriechmayr. Pfeifer ergänzt: „Wir müssen in einen Flow kommen, dann klappt’s.“