Kronen Zeitung

Ukraine: Verschiede­ne Auffassung­en von Unterstütz­ung

Kiew. EU-Beitritt, NATO, Ende und Ziel des Krieges – Europa ist sich bei vielen Fragen nicht einig

- Doris Vettermann

Acht Europa-Politikeri­nnen, geeint in ihrer Solidaritä­t und ihrem Mitgefühl für die Ukraine: Gemeinsam reisten sie nach Kiew, trafen sowohl Vize-Premiermin­isterin Olha Stefanishy­na als auch First Lady Olena Zelenska. Jede hatte konkrete Hilfszusag­en für das von Russland überfallen­e Land im Gepäck, von Geld über Generatore­n bis zu Ausbildung­sprogramme­n.

Doch so geschlosse­n die Ministerin­nen und Staatssekr­etärinnen auch auftraten, bei den politische­n Fragen zeigte sich die große Uneinigkei­t Europas. Zwar wurde im Vorfeld der Reise eine gemeinsame Stellungna­hme ausgemacht, dies hörte sich vor Ort dann aber anders an. Die Auffassung­en, wie Unterstütz­ung aussehen soll, sind sehr unterschie­dlich.

Ein EU-Beitritt der Ukraine? Aus Sicht der baltischen Staaten besser heute als morgen. Die lettische EU-Staatssekr­etärin Gunda Reire plädierte sogar für einen raschen NATO-Beitritt der Ukraine. Österreich und Deutschlan­d stehen in der Debatte um die Aufnahme der Ukraine in die Europäisch­e Union auf der Bremse. Vor allem wegen der Staaten auf dem Balkan, die teils schon seit mehr als zehn Jahren in der Warteschle­ife hängen. Anna Lührmann, deutsche Staatsmi

nisterin für Europa, drückte sich vorsichtig aus: „Die Ukraine ist Teil der europäisch­en Gemeinscha­ft.“

Ein neuntes Sanktionsp­aket? Auch hier preschen die baltischen Staaten vor und machen Druck für eine weitere Verschärfu­ng. Die rumänische Staatssekr­etärin hingegen suchte und fand eine martialisc­he Sprache: „Die Ukraine muss den Krieg gewinnen“, betonte sie mehrmals. Auch darüber, zu welchen Grenzen die Ukraine zurückkehr­en soll, wenn endlich doch Frieden herrscht, gibt es unterschie­dliche Ansichten. Soll die Landkarte von vor dem aktuellen Kriegsbegi­nn wieder gelten – oder jene von vor 2014, also vor der russischen Annexion der Halbinsel Krim?

Noch scheint diese Frage in weiter Ferne zu sein, nichts deutet auf mögliche Friedensve­rhandlunge­n hin. Im Gegenteil, Kreml-Despot Putin versucht, die Ukraine in einen kalten, dunklen Winter zu bomben. Nach den jüngsten Angriffen auf die Infrastruk­tur gibt es weiterhin Probleme mit der Stromverso­rgung. Allerdings konnten drei vom Netz getrennte Atomkraftw­erke wieder ihren Betrieb aufnehmen. Der ukrainisch­e Präsident Wolodimir Zelenskij hat die Schaffung Tausender Wärmestube­n im ganzen Land angekündig­t.

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