Stille Zeit
Absage der „WorldSkills“in Schanghai bringt Berufs-WM an 15 Orte weltweit. Österreich schon mit fünf Goldmedaillen.
„Schaffst du das noch vor Weihnachten?“, „Bitte bis Weihnachten“. . . sollte alles fertig werden. Als wäre es jedes Jahr der Weltuntergang, den wir da feiern, als gäbe es kein Leben mehr danach. Früher wurde Advent die stille Zeit genannt, die Zeit des Innehaltens und des Wartens. Sich Ruhe gönnen, still werden, das ist auch einer der Ratschläge, den Psychologen in diesen Wochen geben, in dieser Zeit vielleicht sogar noch mehr als sonst. Mit der zunehmenden Dunkelheit wird es nun Winter. Längst haben wir Abschied genommen von der Fülle an Licht, Wärme und Sinneseindrücken, die uns die Natur noch im Herbst so üppig geboten hat. Es ist die Zeit der Einkehr, der Blick darf sich auch nach innen richten. Im Winter brauchen wir das Vertrauen und den Mut, daran zu glauben, dass das Absterben der Natur nur vorübergehend und ein Wiedererwachen im Frühling möglich ist. Zur Ruhe zu kommen und unser inneres Licht entzünden, das ist in der christlichen Tradition die eigentliche Bedeutung der stillen Zeit.
Autorin Dorothea Neumayr hat dazu ein wunderbares Buch geschrieben („Die Heilkraft der Stillen Zeit“). Sie inspiriert dazu, die großen Heilkräfte dieser Rückzugsphasen neu zu entdecken: durch Rituale und Bräuche, Meditationen, Rezepte und Räuchermischungen, innere Einkehr und kraftvolle Übungen, die dem Heilenden in uns und um uns mehr Raum geben. So kann es gelingen, parallel zur ruhenden Natur in die Seelenruhe zu kommen. Anzukommen. Morgen ist 1. Advent.
Noch bis Sonntag wird im Messezentrum in Salzburg um die Wette gebaut, geschraubt und gehämmert. Nach den ersten „WorldSkills“auf österreichischem Boden im Jahr 1983 in Linz feiern die Weltmeisterschaften der Berufe ihre Rückkehr nach Österreich. Dabei hätten die diesjährigen „WorldSkills“-Bewerbe gar nicht in Salzburg stattfinden sollen. Austragungsort wäre Schanghai gewesen. Wegen CovidVorgaben der chinesischen Regierung wurde dies jedoch schnell zur unmöglichen Sache. Ein Plan musste her.
Insgesamt 62 Berufe trugen seit Anfang September in 15 Ländern quer über den Erdball verteilt ihre
Weltmeisterkämpfe aus. Städte wie Cleveland (USA), Helsinki (Fin), Kioto (Jpn) oder Stuttgart waren bisher Schauplätze der diesjährigen Berufs-WM.
Die wurde zur sogenannten „Special Edition“umgetauft.
Österreichs Teilnehmer machte dieser Umstand keine Probleme. Fünf
Goldmedaillen sowie je zweimal Silber und Bronze stehen auf dem Konto der rot-weißroten Handwerker. Der Steirer Christoph Pessl (21) gewann in Bozen (Ita) Gold bei den Malern. Eine Disziplin, die den hiesigen Handwerkern liegen dürfte: Seit 2003 ging der Maler-Weltmeistertitel nur zweimal nicht nach Österreich. Für Überraschung sorgte heuer aber Anna Karina Feldbauer. Die 21jährige Oberösterreicherin holte souverän Gold – bei den Steinmetzen.