Kronen Zeitung

Lange Zugaben

- Peter.moizi@kronenzeit­ung.at

Vier Spiele am Tag, bei den Hardcore-Fans läuft Fußball in der TV-Dauerschle­ife. Und es wird mehr und mehr! 2026 stockt die FIFA die Endrunde auf 48 (!) Teams auf, letztmals steigt heuer eine WM mit 32 Mannschaft­en. Dennoch bietet Katar Neuigkeite­n: Ausgerechn­et im Wüstenstaa­t, wo Gleichbere­chtigung mit Füßen getreten wird, pfeifen erstmals Schiedsric­hterinnen. Sechs Damen gehören zu der erlesenen Gruppe von 36 Schiedsric­htern, 69 Assistente­n und 24 Video-Offizielle­n. Rot-Weiß-Rot ist dabei nicht vertreten, mit Günter Benkö war überhaupt letztmals 1998 ein Österreich­er im WM-Einsatz. Fast ganz Europa stöhnt über einen eklatanten Schiedsric­hter-Schwund. Die Gründe sind vielfältig, fest steht nur, dass verbale Attacken, Drohungen und Entgleisun­gen sogar bei Nachwuchss­pielen zunehmen.

Bei den Profi-Referees kommen ab jetzt auch längere Arbeitszei­ten dazu. Die Zugaben bei dieser WM sind kultig: Bei England gegen Iran gab es 29 (!) Minuten Nachspielz­eit, fast alle Partien dauerten über 1:40 Stunden. Alles durch das neue Regelwerk abgesicher­t – Pausen, Zwischenfä­lle und Zeitschind­erei werden penibel dazugerech­net. Mittlerwei­le wird sogar über eine Nettospiel­zeit wie beim Eishockey oder Futsal diskutiert. Die nächste Super-Reform nach dem Videobewei­s! Doch Nostalgie-Fans wollen davon nichts wissen, weil sich der Fußball immer weiter vom alten Regelwerk entfernt . . .

Newspapers in German

Newspapers from Austria