Kronen Zeitung

Die Bedeutung von Schengen

- Clemens.zavarsky@kronenzeit­ung.at

Als die Mitglieder der damaligen Europäisch­en Gemeinscha­ften erstmals in den frühen 1970er-Jahren über eine Regelung der Personenfr­eizügigkei­t innerhalb Europas nachdachte­n, waren Griechenla­nd, Spanien und Portugal noch Diktaturen. Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei standen unter dem Einfluss Moskaus, und Deutschlan­d war geteilt.

Einige Jahre später wurde die Freizügigk­eit durch das Schengen-Abkommen Realität, heute sind die oben Genannten allesamt EU-Mitglieder. Die EUKommissi­on hatte kürzlich die Erweiterun­g des grenzkontr­ollfreien SchengenRa­ums auf Kroatien, Bulgarien und Rumänien empfohlen. Österreich ist davon nicht begeistert. Das sagt viel aus. Man darf gerade in der heutigen Zeit nicht müde werden, darauf hinzuweise­n, dass man schon über eine grenzenlos­e, friedliche Zukunft Europas nachdachte, als der halbe Kontinent noch autoritär regiert wurde und Demokratie vielerorts ein Fremdwort war.

Die Freiheit zu reisen ist auch die Freiheit hinzugehen, wohin man will. Schengen bedeutet Vertrauen. Vertrauen in die Nachbarsch­aft. Denn die Grenzen sind nur dann offen, wenn in Nachbars Garten alles in Ordnung ist. Corona, Terrorismu­s, Krieg und eine fatale Asylpoliti­k haben dieses Vertrauen erschütter­t.

Schengen ist ein Symbol für den Zustand Europas. Und so gesehen steht es um die Europäisch­e Gemeinscha­ft nicht gut.

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