Klangkaleidoskop
Eine Rarität von Dvořák, ein Klassiker von Lutoslawski und ein Mozart-Klavierkonzert als Ersatz standen im 3. Abokonzert der Wiener Philharmoniker im Musikverein! Jakub Hruša dirigierte und demonstrierte, warum er zu den gefragtesten jüngeren Dirigenten zählt. Enttäuschend: Evgeny Kissin bei Mozart! 2007 stand Lutoslawskis „Konzert für Orchester“noch auf einem „Wien Modern“-Programm der Philharmoniker. 2022 begeisterte es nun das eigene AboPublikum. Es ist das letzte „tonale “S tück des 1994 verstorbenen Polen. 1950 begonnen, als die Doktrin vom „sozialistischen Realismus“galt. Lutoslawski griff, Bartó kim Blick, auf Volksmusikthemen zurück, die er in alte Formen wie Intrada, Passacaglia, Toccata goss.
Ein faszinierendes Orchesterstück, ein fesselnd vielgestaltiges Hörabenteuer, von der wuchtigen Intrada über den geisterhaft dahinhuschenden zweiten Satz bis zum großen Orchesterkaleidoskop. Eine von den Philharmonikern fabelhaft gemeisterte Herausforderung für alle Gruppen, wie Schlagwerk, Holz, Blech, die in höchste Regionen aufsteigenden Violinen, die den dritten Satz leise zupfend eröffnenden Kontrabässe oder die über ihre Griffbretter wuselnden Cellisten.
Jakub Hruša, eben erst bestellter Musikchef der Londoner Covent Garden Opera ab 2025, hat all das fabelhaft einstudiert, luzide und klangsinnlich. Er meistert die rhythmischen Klippen, fesselt mit strahlenden Klang-Kulminationen.
Da profitierte auch Dvořáks reizvolle „Othello“-Konzertouvertüre am Beginn. Danach folgte statt Rachmaninows 3. Klavierkonzert Mozarts A-DurKonzert (KV 488). Die Philharmoniker und Hruša schüttelten liebevoll, seidig frisch das orchestrale Klangbettchen für Evgeny Kissin auf. Doch der spielte allzu routiniert, farblos und schläfrig-unspritzig.