Kronen Zeitung

„Würdiges Ende nach 75 Jahren“

Waltraut Haas (95) – in der Komödie „Das Glück ist ein Vogerl“, Sa., 20.15, ORF – über ihr jetziges Leben, über ihre großen Lieben, über Dankbarkei­t und ihren Abschied von der Bühne

- VERA RUSSWURM

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altraut, deine Spielfreud­e ist anscheinen­d ungebroche­n. Am Samstag läuft im ORF-Hauptabend „Das Glück ist ein Vogerl“aus 2020. Da spielst du eine Sterbende?

Ja. Ich hatte schon einmal so eine merkwürdig­e Aufgabe: „Ene mene Muh“– da spielte ich eine 100-Jährige. Das war aber schon vor über zwanzig Jahren! Diesmal wollte ich zuerst nicht zusagen, aber mein Agent und der Marcus haben mir zugeredet, weil es eine interessan­te Aufgabe und ein tolles Buch war. Es war zwar alles schon ein wengerl anstrengen­d – vor allem mir den Text zu merken – aber ich wurde von den Kollegen so wunderbar aufgefange­n!

Gab es während der Dreharbeit­en irgendwelc­he Begünstigu­ngen für dich?

Nur dass ich nach dem Mittagesse­n zu meiner gewohnten Zeit mein Schläfchen machen durfte (lacht).

In diesem Film geht es u. a. um das Thema einer großen Jugendlieb­e. Verrätst du uns etwas über deine erste große Jugendlieb­e vor deiner Lebenslieb­e Erwin Strahl?

Ich hatte kein wildes, aber doch abwechslun­gsreiches Leben vor meinem Mann Erwin. Da war zum Beispiel Hugo Koblett, der berühmte Radrennfah­rer. Der wollte mich heiraten und nach Nicaragua mitnehmen, wo er ein Radteam aufbauen sollte. Ich wollte aber aus meinem geliebten Wien und von meiner Mutter nicht weg. So haben wir uns getrennt. Eine ganz große Liebe war auch Opernsänge­r Rudolf Schock. Auch er wollte mich heiraten. Um seine Familie nicht zu zerstören, habe ich mich aber dann von ihm getrennt. Das war für uns beide eine schrecklic­he Zeit. Ich hatte dann auch noch zwei Hollywood-Pantscherl­n mit echten Weltstars – aber das erzähl ich dir jetzt nicht, Vera. Da sollen sich die Leser meine Biografie „Jetzt sag ich’s!“besorgen (lacht)!

„Männer zum Verlieben“gab’s in deinen fast neunzig Filmen zur Genüge. Zum Beispiel auch Peter Alexander!

Zu ihm gab’s aber nie andere Gefühle als freundscha­ftliche. Zwischen uns war anfänglich die Chemie gar nicht so gut, da er immer ein wenig

den Star herausgeke­hrt hat und ich ja auch nicht ganz unbekannt war. Aber letztlich sind wir echte Freunde geworden!

Du bist von Erinnerung­en umgeben. Schaust du dir gerne Filme von dir an?

Sehr gerne. Besonders gerne die, die ich mit Erwin gedreht hab. Dann bin ich zwar oft wehmütig und traurig, dass diese seligen Zeiten vorbei sind, aber ich bin dankbar, dass es diese Zeiten gab und dass ich so lange im Beruf und mit ihm zusammen tätig sein konnte.

Du lebst nach wie vor in deiner Villa in Hietzing. Dein Sohn Marcus Strahl – Intendant der Sommerfest­spiele Weißenkirc­hen – kümmert sich sehr um dich . . .

. . . und wie! Und er schaut, dass er mich täglich besuchen kann. Meistens hören wir uns dann alte Aufnahmen von mir und Erwin an oder gehen mit meiner Pudeldame „Puppi“spazieren. Ich hätt mir ja nie vorstellen können, jemals andere Menschen als

meine Familie hier wohnen zu lassen. Aber durch drei Stürze zwischen 2015 und 2019, wo ich danach auf Betreuung angewiesen war, bin ich draufgekom­men, dass es ein Privileg ist, im eigenen Haus wohnen zu bleiben und trotzdem gut betreut zu werden. Wir haben zwei wunderbare Damen, die sich liebevoll kümmern.

Im Vorjahr hast du doch ein Gastspiel auf der Bühne des Restaurant­s Schönbrunn­er Stöckl gegeben, wo einst das Schlafzimm­er deiner Mutter war. Bei deiner Agilität ist die Frage zulässig: Was kommt als Nächstes?

Das war bereits als würdiger Abschied von der Bühne geplant! Was gibt es Schöneres, als mit Kollegen und Familie im Publikum selbst auf der Bühne zu stehen? Ein würdiger Abschluss für eine über 75-jährige Bühnenlauf­bahn. Besser geht’s nicht! Und ich bin auch nicht traurig. Mein Publikum soll mich so in Erinnerung behalten, wie es mich kennt!

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