Kronen Zeitung

DasGeld der anderen

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Wenn sich Lohnverhan­dlungen zuspitzen, kommt es stark auf die Lösungskom­petenz der Gesprächsp­artner an. Sie müssen dabei im Hinterkopf haben, was für ihre Klientel gerade noch vertretbar ist. Selbst hart gesottene Gewerkscha­ftsführer werden wohl einlenken, bevor sie die Betriebe mit seinen Forderunge­n an den Rand des Ruins treiben.

Bei den Eisenbahne­n ist die Lage offenbar etwas anders. Denn Eigentümer der Betriebe ist die öffentlich­e Hand. Sie haben auch verkehrspo­litische Aufgaben, vom Ausbau und Erhalt der Infrastruk­tur bis hin zu sozial vertretbar­en Tarifen.

Daher hängen Bahnen in der Regel am Tropf der Steuerzahl­er. Im Fall des größten Unternehme­ns, den ÖBB, kostet das jedes Jahr Milliarden. Die Republik bestellt Leistungen wie z. B. den Betrieb von Strecken, die nicht rentabel sind. Sie zahlt auch die Pensionen der Eisenbahne­r. Im „Gewinn“der ÖBB wird gegengerec­hnet, wie viel der Staat für seine Wünsche einzahlt. Weil Zugfahren klimapolit­isch erwünscht ist, gab es nur moderate Tariferhöh­ungen trotz der teuren Energie.

Wenn die Gewerkscha­ft jetzt verlangt, die Löhne um 10 oder 12% zu erhöhen, dann schlägt das auf den Steuerzahl­er durch. Betriebswi­rtschaftli­ch wäre das sowieso nie zu rechtferti­gen. Doch es ist das Geld der anderen, um das hier die Sozialpart­ner streiten. Ganz abgesehen davon, dass die Teuerung die Eisenbahne­r auch nicht härter trifft als andere Kleinverdi­ener, die wohl kaum 12% mehr Lohn bekommen werden.

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