Kronen Zeitung

Unsere Taucher im Senegal

Dakar. Österreich bildet Kampftauch­er in Afrika aus. Die „Krone“war vor Ort.

- P. Tikal

Wenn ein Binnenland wie Österreich in einem Wüstenstaa­t wie dem Senegal ausgerechn­et Kampftauch­er ausbildet, so muss das erklärt werden. Am besten von der Verteidigu­ngsministe­rin selbst.

Bei knapp 30 Grad im November steht Klaudia Tanner hier bei einem Blitzbesuc­h in Dakar zwischen Jagdkomman­do-Tauchern und Logistiker­n des Bundesheer­es, die – weitgehend unbeachtet von der Öffentlich­keit – seit 2018 die senegalesi­schen Streitkräf­te trainieren. Bei gerösteten Erdnüssen holt die Ministerin aus: Österreich engagiere sich hier, weil man bereits unter Kreisky den Kontakt zu der ehemaligen französisc­hen Kolonie intensivie­rt hat. Der Raum sei „ein enorm wichtiger“– vor allem nach den Rückschläg­en in Mali und Burkina Faso. „Österreich ist zwar neutral, aber das heißt nicht, dass wir Trittbrett­fahrer sind“, so die Ministerin. „Wir leisten unseren Beitrag in der Region.“

Bei voller Fahrt wird ein Schiff geentert

Gemeint ist damit der Kampf gegen den Drogenschm­uggel aus Südamerika und den Menschenha­ndel. Denn politisch ist der Senegal stabil. Geputscht wurde hier noch nie. Das liegt auch an dem Ansehen, das die senegalesi­schen Streitkräf­te im Land genießen. Und an ihrem Potenzial: Unter den Augen der österreich­ischen Ausbilder zeigen sie im Hafen von Dakar, wie sie ein Schiff per Speedboot und Enterleite­r aufbringen – in voller Fahrt und bei Wellengang. Mindestens fünf Jahre lang laufen diese Ausbildung­smissionen. Wie nachhaltig sie sind? „Wenn es wo in Westafrika funktionie­rt, dann hier“, sagt ein Soldat zur „Krone“.

Ganz uneigennüt­zig ist das alles nicht. Österreich versucht derzeit, Know-how im Bereich der Müllentsor­gung in die Region zu exportiere­n. Ebenso Solartechn­ologie. Das geht nur in einem stabilen Umfeld. In die andere Richtung soll früher oder später Erdöl fließen, das vor den Küsten des Senegal gefördert wird. Bislang zu teuer und zu unrentabel, doch der UkraineKri­eg hat die globalen Rohstoffkr­äfte aus dem Lot gebracht.

Hier hakt Oberstleut­nant Wenhoda ein. Der 64-jährige Jagdkomman­do-Offizier ist Ausbildung­sverantwor­tlicher für die senegalesi­schen Kampfschwi­mmer. „Was wir hier die Taucher lehren, kann später auch zum Schutz der Bohrinseln angewandt werden“, sagt Wenhoda. Entwicklun­gshilfe per Kreislauft­auchgerät.

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