Fenster zur Seele
Um ihrem Gefängnis mental zu entfliehen, erdachte sie sich Superhelden, erzählte Natascha Kampusch am Sonntag in der „Krone bunt“. „Stärker sein, niemals aufgeben“, das wurde zu ihrem Mantra, das sie selbst zur Superheldin ihres Lebens werden ließ.
„Stärke zeigen“ist auch der Titel ihres neuen Buchs, in dem sie erzählt, wie es ihr gelang, die Zeit im Verlies zu meistern. Und glücklich zu werden – trotz der Schwere der Vergangenheit. „Manchmal überfällt mich die Erinnerung an das Verlies ganz plötzlich. Ich erlebe dann eine Art Hölle, aber komme gestärkt daraus hervor, weil ich die Sicherheit habe, dass es jetzt nicht mehr der Fall ist“, gestand sie auf Ö3.
In den Kommentarspalten unter diesen Geschichten tat sich sogleich die gehässige Hölle auf, mit der Natascha Kampusch in ihrer Freiheit zu leben lernen musste. Wüste Beschimpfungen, Hass-Postings, die oft nicht schnell genug gelöscht werden, verunglimpfende Kommentare, die man in ihrer Scheußlichkeit nicht wiederholen mag. Dieser neidgetränkte Hass gegen eine Frau, die als Kind das Allerschlimmste durchmachen musste, entbehrt jeder reflektierten Menschlichkeit.
Der US-Satiriker Gary Janett postete unlängst eine schlichte Wahrheit: „Die Augen sind das Fenster zur Seele. Und das sind auch die Kommentare, die ihr im Internet hinterlasst.“Bei viel zu vielen offenbaren sich da tiefste Abgründe. Gut nur, dass Natascha Kampusch stärker ist als diese Internet-Höllenarmee.