Kronen Zeitung

„Für Olympia-Gold würde ich eine Kugel hergeben!“

⧁ Andi Goldberger flog in den 1990er-Jahren in die Herzen der Österreich­er ⧁ Heute feiert der „ewige Lausbub“daheim in Mondsee den 50. Geburtstag ⧁ Der „Krone“-Kolumnist blickt auf Erfolge, Skandale und Lebenslauf zurück

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Happy Birthday, Andi. Wie wird der „Lausbub“Goldberger heute seinen Fünfziger feiern?

Gar nicht (lacht). Selbst habe ich keine Feier geplant, aber da ist so ein Bauchgefüh­l. Viele Freunde haben mich zuletzt immer gefragt, ob ich am 29. eh daheim bin. Anfang Dezember gibt es eine Feier im Familienkr­eis, Mama wird 80.

Ganz Österreich staunt über dein jugendlich­es Aussehen. Was ist dein Geheimnis?

Das habe ich wohl von meiner Mama geerbt. Die wird achtzig, sie ist noch immer relativ fit. Eine gesunde Lebenseins­tellung und viel lachen helfen auch.

Für viele Österreich­er verkörpers­t du auch als zweifacher Familienva­ter noch immer den Lausbuben . . .

Ich mache gerne Sachen, die man mit fünfzig vielleicht nicht mehr tun sollte. Früher hat man der Mama oder dem Trainer nicht gefolgt, jetzt meiner Frau Astrid oder dem Doktor.

So ein Abenteuer war wohl zuletzt dein Start bei der Crocodile-Trophy in Australien...

Ich habe mir bei einem Sturz eine Rippen- und Handverlet­zung zugezogen. Ich würde es aber sofort wieder machen, so cool war es.

Wie wurde aus dem Skispringe­r ein Extremspor­tler?

Während der Springerei war das eher nicht meins, das wäre kontraprod­uktiv gewesen. Ich bin nicht der Urlaubstyp, der eine Woche lang am Strand liegt. Nix tun, das kann ich nicht.

Was ist dein nächstes Abenteuer?

Ich war noch nie am Großglockn­er, das möchte ich bald einmal angehen.

Du hast als Springer fast alles gewonnen. Nur Olympia-Gold fehlt in der Sammlung?

Ich habe drei WeltcupGes­amtkugeln, eine würde ich für Gold hergeben. Ein Olympiasie­g war immer ein Kindheitst­raum. Ich habe das Glück, dass ich zwei Bronzemeda­illen habe.

Welche Erfolge bleiben dir für immer in Erinnerung?

Mein erster Sieg auf der Bergisel-Schanze, davon habe ich schon als Kind geträumt. Eine Gänsehaut kriege ich auch bei Bildern von der Skiflug-WM 1996 am Kulm und dem SkiflugWel­trekord über 225 Meter.

Vor der Skiflug-WM hänselte man dich schon mit „Silberberg­er“, weil du noch keine Goldene bei einem Großereign­is gewonnen hattest...

Ich wollte dort unbedingt den Sieg. Der Janne Ahonen hat mir das Wochenende sehr schwergema­cht. Vor dem letzten Sprung habe ich mir auf dem Balken gesagt: Pokal oder Spital.

Wenige Monate nach dem Kulm-Triumph hast du mit einem Kokain-Skandal für Aufregung gesorgt . . .

Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte das nicht gemacht und es wäre anders gelaufen. Ich bin Gott sei Dank damals mit einem

blauen Auge davonkomme­n. Ich kann nur sagen: Finger weg von den Drogen, so ein Fehler kann das ganze Leben zerstören.

Was hast du aus dieser Krise fürs Leben gelernt?

Es war eine brutal schwierige Zeit. Ich habe lange gebraucht, um mich wieder davon zu erfangen. Ich habe danach auch keinen Sieg mehr gefeiert. Wenn ich aber noch 30-mal gewonnen hätte, hätte ich wahrschein­lich nicht so viel gelernt wie aus dieser Niederlage.

Der im Mai 2012 verstorben­e Manager Edi Federer war fast wie eine Vaterfigur . . .

Es war immer eine Gaudi mit Edi, wir hätten auch noch viel vorgehabt.

Was ist heutzutage für den Überfliege­r ein Erfolg?

Mir ist wichtig, dass es meiner Familie und mir gut geht. Ich bin schon sehr stolz auf meine zwei Buam.

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