Doskos Netzwerk im Visier
Hans Peter Doskozil gilt in der Partei zwar als isoliert, aber die Parteispitze behält trotzdem genau im Auge, wer zum Landeshauptmann tendiert. Vor allem im Visier: Max Lercher
Freundschaft! Die alte Grußformel ist in der SPÖ ohnehin nur noch eine Floskel. Einigkeit bringt die einst stolze Sozialdemokratie schon lange nicht mehr zustande. Jüngstes Beispiel: In der Debatte um das Schengen-Veto bietet eine SPÖ gleich drei Meinungen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schwenkt auf ÖVP-Linie ein. In die Parade fuhr ihr Michael Ludwig. Er kritisiert die Ausgrenzung von Rumänien und Bulgarien. Burgenlands Machtpolitiker Hans Peter Doskozil hat nach tagelangem Schweigen zum VetoChaos einen dritten Weg gesucht und offenbar gefunden. Gut vorstellen könne er sich einen Schengen-Beitritt Bulgariens. Doskozil plädiert für effektive Grenzkontrollen sowie Verfahrenszentren in Bulgarien.
Auf der Suche nach Doskozils Netzwerk
Diese Triple-Strategie verstehe, wer wolle, sie demonstriert aber eines deutlich: Das tiefe gegenseitige Misstrauen unter den Parteigranden endet in einem politischen Wischiwaschi-Kurs, der nur den Blauen nützt.
Die tiefe gegenseitige Ablehnung führt auch zur Lagerbildung innerhalb der SPÖ. Von höchstem Interesse für die Partie rund um Rendi-Wagner ist das Netzwerk von Doskozil in der Bundespartei. Einer, der hier stets unter Beobachtung der Parteizentrale stehen soll, ist der steirische Abgeordnete Max Lercher.
Der wortgewaltige Steirer wurde im Dezember 2017 vom damaligen SPÖ-Chef Christian Kern als Bundesgeschäftsführer installiert – und ein Jahr später von Pamela Rendi-Wagner wieder abserviert.
Seither sucht Lercher nach wie vor vergeblich seine Rolle in der Partei. Als Abgeordneter erhält er nicht die beste Redezeit im Hohen Haus. Hingegen ticken Doskozil und er (sie gaben der „Krone“auch ein Doppelinterview) politisch ähnlich. Der Steirer streut dem Burgenländer immer wieder Rosen. Häufig wird der Abgeordnete auch in Eisenstadt gesichtet, weil er mit SPÖLandesgeschäftsführer Roland Fürst guten Kontakt pflegt. Diese Seilschaft sieht man auf dem Wiener Parkett mit wenig Freude.
An Plenartagen im Parlament oder auf Parteievents, etwa vor einem Monat beim roten Themenrat in Wiener Neustadt, wo Rendi-Wagner vor rund 300 Parteimitgliedern ihre Vision einer modernen Industriepolitik präsentierte, wird deswegen genau registriert, mit welchen Genossen Lercher spricht.
Ähnlich genau beäugt wird, wer mit Fürst intensiven Austausch hat. Die Parteispitze will wissen, wer Tendenzen hätte, ins Doskozil-Lager zu schwenken. „Wenn ich Parteimanager wäre, würde ich auch beobachten, mit wem Lercher spricht, denn im Gegensatz zum jetzigen Bundesparteigeschäftsführer ist Lercher beliebt“, ätzt einUrgestein.
Die innerparteilichen Beliebtheitswerte, gepaart mit der Verbundenheit zu Doskozil, machen Lercher gefährlich, weil der Steirer den Draht zu den Genossen in den Bundesländern hat. Sollte es tatsächlich zu einem Duell an der Parteispitze kommen, könnten Lerchers Kontakte Gold wert sein und ein Brückenkopf zu den Linken .