O Tannenbaum!
Mei Gschäft hat heuer guat angfangt!“, sagte der Christbaumhändler Franz N. zum Richter. „Der Herr Kläger war mei erste Kundschaft, und scho hat er mi vur Gericht bracht. Mecht nur wissn, mit was i eahm angeblich beleidigt hab!
Der Herr kommt damals zu mir, mustert misstrauisch meine Bam und sagt: ,Habn S nix anders da wia de paar verkrippltn Krewegerln? Ihre Bam schaut ja aus, wia wanns in an sauren Regn gwochsn wärn!‘
,Des mecht i net ghört habn!‘, hab i gsagt. ,I hab nur Qualitätsware aus einheimischen Hochwäldern, wo noch keine Umweltverschmutzung ist. Was wolln S denn, a Tanne oder a Fichte?‘
Drauf geht der Herr zur schensten Silbertanne und sagt: ,De mecht i habn. Was kosts denn? Is des auch a echte Sübatanne?‘
Sag i drauf: ,Punziert is net. Aber i verkauf kane AlpakaTannen. Fuffzig Euro für Ihna, zsamtn Kreiz.‘
Schreit mi der Herr an: ,Ihna is anscheinend beim Bamumsagln a Bam aufs Hirn gfalln! Um des Göd kriag i an Riesnbam, wia er vurm Rathaus steht!‘
,Dann nehmen S halt a schene Fichtn‘, hab i gsagt. ,Da habn S a Prachtstückl um 30 Euro. Zwa Meter hoch!‘
Nimmt der Herr a Maßbandl aus der Taschn, messt nach und sagt: ,Jetzt hab i Ihna! Jetzt san S fällig fürn Marktkommissär! Der Bam hat nämlich zsamtn Kreiz nur an Meter siemaneinzg! Gebn S ma de Fichtn gschwind um an Zehner, und i nimm von aner Anzeige Abstand!‘
Sag i zu dem Herrn: ,Jetzt nehman S aber gschwind Abstand von mir, sunst hau i Ihna zehn Watschn obe. Es reicht. I hab ka Zeit für so an Bledsinn. I bin im ärgsten Weihnachtsstress und dann kumman no Se daher. Womit hab i des verdient?‘
Des war alles, was i gsagt hab. Und jetzt kriag i a Vurladung zu Ihna, Herr Rat! Sprechn S mi gschwind frei, i bin mittn im Stoßgschäft.“
Der Kläger hatte sich mit Krankheit entschuldigt. Franz N. wurde freigesprochen. Der Händler bedankte sich vielmals und sagte: „Wann S nächstes Jahr a schens Bamerl brauchn, Herr Richter, kumman S nur bald zu mir. Mei Adress habn S eh im Akt. Meine Bam san wirklich schen.“