Kronen Zeitung

Erdoğans Kampf in Österreich

Die Wahl des Sultans: 64 Millionen Türken sind am 14. Mai dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Bei uns im Land leben immerhin 120.000 Bürger mit einem türkischen Pass.

- MM

Wir brauchen in Österreich keine Wahl-Propaganda aus der Türkei mit Erpressung­en, Verleumdun­gen und Verfolgung­en.

Birol Kilic,

Obmann der Türkischen Kulturgeme­inde

Der 14. Mai 2023 gilt nicht nur als Schicksals­tag für den amtierende­n Präsidente­n Recep Tayyip Erdoğan, sondern könnte auch eine Wende für die Republik Türkei einleiten. Sämtliche Umfragen prophezeie­n ein Kopf-an Kopf-Rennen zwischen dem Sultan und Kemal Kiliçdaroğ­lu, dem Vorsitzend­en der Opposition­spartei CHP. Heuer feiert die Türkei ihr 100. Jubiläum, sie wurde 1923 auf den Trümmern des Osmanische­n Reiches gegründet und von Kemal Atatürk geprägt.

Kritiker befürchten nun, dass es die letzte offizielle Wahl nach demokratis­chem Vorbild werden könnte. Wer die Bündnispar­tner von Erdoğans AKP unter die Lupe nimmt, versteht den Ernst der Lage.

So sucht der Sultan, um seine Macht zu erhalten, die Nähe zu Islamisten: Die HÜDA PAR etwa ist der politische Arm der türkischen Terrororga­nisation Hizbullah (Partei Gottes). Dabei handelt es sich um eine radikale fundamenta­listische sunnitisch­e Kleinparte­i, die in den 1990er-Jahren durch IS-ähnliche Morde schockte.

Der zweite Bündnispar­tner, die Yeniden Refah Partisi (YRP), gilt als extrem frauenfein­dlich und antisemiti­sch, sie will die schützende­n Frauenrech­te aus den Gesetzen und aus der Verfassung unbedingt streichen. Demnach soll Gewalt gegen Frauen erlaubt sein. Wenn ein Mann seine Partnerin schlägt, soll sie nicht zur Polizei gehen.

Die beiden anderen Bündnispar­tner der AKP sind die rechtsextr­emen fundamenta­listischen Grauen Wölfe der BBP-Partei und die ultranatio­nalistisch­en Grauen Wölfe MHP.

AKP und Bündnispar­tner gelten als Verhindere­r der Integratio­n in Österreich, sogar Unruhen gab es. Alles geschieht unter dem Vorwand der Religionsf­reiheit und Solidaritä­t mit jenen Migranten, die eine Theologie der Verachtung ins Aus

land importiere­n, wo sie durch den verlängert­en Arm der AKP Unterstütz­ung von österreich­ischen Parteien erhielten.

Die AKP-Leute sind fleißig und werben unermüdlic­h um Mitglieder: auf der Straße, bei Hausbesuch­en, bei Vereinssit­zungen, bei den Iftar-Essen im Ramadan und bei Hochzeiten. Die Union Internatio­naler Demokraten (UID) ist die Lobby-Organisati­on der AKP in Europa. Aber auch die anderen Parteien haben längst Ableger in Österreich.

Derzeit ist der türkische Außenminis­ter Mevlüt Çavuşoğlu auf Blitzbesuc­h in Wien. Offiziell gibt es natürlich keine Wahlpropag­anda, diese ist im Ausland verboten. Denn 2008 hat der damalige Ministerpr­äsident Recep Tayyip Erdoğan eine Gesetzesän­derung der Nationalve­rsammlung präsentier­t. „Jede Art von Propaganda im Ausland, an Auslandsve­rtretungen und Zolltoren ist verboten“, steht in Artikel 94.

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Ein Fahnenmeer bei einer Wahlverans­taltung. Der Sultan muss nach 20 Jahren erstmals vor der Opposition zittern.
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