BAWAG: Ein Fall für die Banken-Aufsicht?
Die Geschäftspolitik der ehemaligen Gewerkschaftsbank gerät in jüngster Zeit immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik
Was war die BAWAG doch einst für eine biedere Gewerkschaftsbank: Billige Kleinkredite, höhere Sparzinsen – bis sich das Management mit KaribikGeschäften hoffnungslos verspekulierte. Aufgefangen von dem Kapitalistenfonds Cerberus, aber das klappte mit den Krediten nicht wie gewünscht, letztlich bei einem anderen Hedgefonds namens Golden Tree gelandet.
Und jetzt im Kreuzfeuer der Kritik: Was ist los bei der BAWAG, fragen sich immer mehr Experten? Nur eines ist sicher: Bei keiner Bank in Österreich werden so sensationell hohe Managergehälter bezahlt. Der Chef Anas Abuzaakouk kommt samt Bonus und Pensionsvorsorge auf 10,5 Millionen Jahresgage, sein Vorstandskollege Sat Shah brachte es auf über acht Millionen und Arthur Wise auf knapp 7,4 Millionen. Zum Vergleich: Der General der RBI kommt als Spitzenverdiener bloß auf rund 2,1 Millionen Euro.
Das Spektakuläre an der BAWAG: Der Vorstandsboss lebt gar nicht in Österreich, sondern in London oder in den USA.
Genauso geheimnisvoll ist das Geschäftsmodell: Statt wie früher Privatkunden zu betreuen, werden spekulative Veranlagungen in den USA oder zuletzt auch in Skandinavien getätigt. Dass Marktanteile in Österreich verloren gehen, scheint niemand zu kratzen. Ein Brancheninsider: „Ab und zu haben sie eine kleinere Bank wo aufgekauft und dann gnadenlos ausgeweidet. Aber auch das geht nicht mehr.“
An der Börse hat das Folgen: Der Kurs-Höhenflug der BAWAG scheint zu Ende, während andere Banken derzeit zulegen, ist der Wert der BAWAG abgesackt. Das hat Gründe. So hat sich die heimische Investmentfirma Petrus Advisers mit ihrem gefürchtet kritischen Sprecher Klaus Umek von einem namhaften Aktienpaket getrennt. Trockener Kommentar: Da kann man nicht mehr weiter zuschauen. Sprach’s und versorgte, wie andere auch, die Aufsichtsbehörde mit detaillierten Unterlagen. Man darf gespannt sein.