Kronen Zeitung

Streiks und Chaos – das trübt die Euphorie

Stefan Schwab und Thomas Murg tanzen nach perfektem Herbst mit PAOK Saloniki auf allen Titel-Hochzeiten Geisterspi­ele statt Weihnachts­frieden

- Rainer Bortenschl­ager

Ich wusste, auf was ich mich einlasse, an das Chaos bin ich gewöhnt, aber . . . “In der vierten Saison bei PAOK Saloniki glaubte Stefan Schwab, schon alles erlebt zu haben. Ein Irrtum. Dabei läuft es für den Mittelfeld­motor – gemeinsam mit Thomas Murg, der als „Zehner“aufblüht (sieben Tore) – sportlich in Griechenla­nd gut. „Eigentlich war der Herbst perfekt“, sagt Schwab. „Wir haben ein Selbstvers­tändnis entwickelt, so eine Konstanz habe ich in meiner Karriere noch nicht erlebt.“

Obwohl Trainer Razvan Lucescu ob des Mammutprog­ramms kompromiss­los rotiert, eilt PAOK von Sieg zu Sieg. „Wir sind immer frisch, keiner wird verheizt, mittlerwei­le agieren wir souverän“, sagt Schwab, der zweite Kapitän des Klubs. Der von den bisherigen 26 Pflichtspi­elen nur zwei (!) verlor, in der Conference League zweimal Eintracht Frankfurt schlug . . .

. . . und sich heute mit einem Sieg bei Kifisa die Tabellenfü­hrung unter den Weihnachts­baum legen will.

Die Politik greift durch

Doch statt Euphorie gibt es Chaos, Aufregung – und Stille. „Es erinnert an Corona“, fröstelt es Schwab bei den Geisterspi­elen vor leeren Rängen. Bis zum 10. Februar sind in Griechenla­nd Fans verboten. Bei allen Sportveran­staltungen.

„Die Fans von Olympiakos Piräus haben die Probleme ausgelöst“, so Schwab. Weil sie mit einem Böllerwurf im Derby und dann mit einem Platzsturm in Volos zwei Abbrüche provoziert­en. Zudem brannte ein Geschäft eines Referees ab, gab es Morddrohun­gen. Weshalb die Fußball-Schiris in Streik traten. Doch an dem – daher fußballfre­ien Wochenende – verletzten die Olympiakos­Fans dann mit einem

Leuchtstif­t beim Volleyball­Derby (!) gegen Panathinai­kos einen Polizisten schwer.

„Jetzt streiken zwar die Schiris nicht mehr, dafür die Polizisten“, so Schwab. Die Politik griff mit Geisterspi­elen in allen Sportarten durch. Und Olympiakos­Präsident Marinakis muss sein zweites Amt als LigaBoss nach Protesten zurücklege­n. PAOK tobt aber weiter: „Alle werden bestraft. Im Jänner empfangen wir unsere drei größten Rivalen bei uns in Saloniki“, ärgert sich Schwab, dass der Heimvortei­l ohne Fans wegfallen könnte.

Zunächst aber wollen die zwei ÖFB-Legionäre heute Platz eins in Griechenla­nd absichern – und 2024? „Ein Titel soll her“, so Schwab. „Wir trauen uns auch in der Conference League alles zu.“Da steht PAOK bereits im Achtelfina­le.

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