Kronen Zeitung

Gasselich – der Mann, der Cruyff die „Gurke“gab

Sogar die Hüfte ist violett gefärbt – Austria geht dem Jahrhunder­t-Torschütze­n bis in die Knochen

- Christian Pollak

Ein Austrianer bis in die Knochen – das ist Felix Gasselich buchstäbli­ch. Im Vorjahr ließ er sich eine violett gefärbte KeramikHüf­te einsetzen. Ein übliche Spätfolge einer Fußballer-Karriere, in der Gasselich „aber nie eine schwere Verletzung hatte!“Techniker, der er war. Einige bescheinig­ten ihm sogar mehr Talent als Herbert Prohaska, mit dem er das Stadthalle­nturnier („ich versteh bis heute nicht, warum das abgedreht wurde“) prägte. Der „Schneck“in der ersten Linie, der „Lixl“in der zweiten Garnitur. Der Paradebloc­k mit Sara, Obermayer, Daxbacher Baumeister und Prohaska war so dominant, dass „wir in einem Spiel einmal nur 14 Sekunden auf dem Parkett standen“, erinnert sich Gasselich als achtmalige­r Turniersie­ger, der in Prohaskas Abwesenhei­t dreimal in Folge zum besten Spieler gekürt wurde. Wenn ihn jüngere Fans nicht kennen, verweist er auf Internet und YouTube. Dort kann man das zu Austrias Jahrhunder­t-Tor gewählte Kunstwerk beim 4:2 im Europacup gegen Galatasara­y (1982) immer noch bewundern. Sechsmal gaberlte er mit dem Ball, einmal köpfelte er auf, dann schoss er trocken ein. „Es braucht den Instinkt.“

Der verhalf dem 19-fachen Teamspiele­r auch zum Transfer zu Ajax Amsterdam. „Dort war das Training härter als das Spiel!“Ein halbes Jahr vor Vertragsen­de war Schluss. „Wenn Johan Cruyff nicht gekommen wäre, wäre ich länger geblieben!“Der Startraine­r setzte auf einen anderen Typus. „Ich hätte mich nicht auf einen Krieg einlassen sollen“, gesteht Gasselich. „Cruyff hat im Training mitgespiel­t, da hab ich ihm öfter die Gurke gegeben, das war nicht die feine englische Art.“

Die Europacup-Erfolge mit der Austria, in deren Jahrhunder­t-Elf der frühere Käfigkicke­r Aufnahme fand, können sich sehen lassen. 1978 im Endspiel der Cupsieger (0:4 gegen Anderlecht), 1979 im Meistercup gegen Malmö und 1983 im Cupsiegerb­ewerb gegen Real Madrid jeweils im Semifinale.

Was sich der Präsident der Austria-Legenden zum heutigen 68. Geburtstag wünscht? „Ich würde gerne noch kicken können . . . “

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