Kronen Zeitung

Trumps Feinde sind des Teufels

Washington. Bei den ersten Vorwahlen der Republikan­er im ländlichen Iowa setzte der Ex-Präsident auf die evangelika­len Christen und ließ sich geradezu zum Heiland hochstilis­ieren

- Christian Hauenstein

Gesegnet sei Trump! Hilf ihm, Jesus, Amerika wieder aufzubauen. Alle, die Gott fürchten, sollen sich um Trump versammeln. Lass ihn die Abrissbirn­e sein, die die korrupte Regierung niederreiß­t.

Gebet eines evangelika­len Pastors in Clinton, Iowa, vor einem Trump-Auftritt

Amerika ist nicht nur New York oder San Francisco – Amerika, das sind auch Bundesstaa­ten wie Iowa. Geprägt von Landwirtsc­haft und tiefer Religiosit­ät, geradezu fanatische­m Christentu­m, gepaart mit Verachtung für die „Bürokraten in Washington“. Ein Land, in dem den Menschen ihre Freiheit und ihre Waffen wichtiger sind als soziale Sicherheit. Ein Land, in dem ein Hummer, den etwa Arnold Schwarzene­gger fährt, ein Kleinwagen ist. Ein Land fast ohne Gehsteige oder öffentlich­e Verkehrsmi­ttel, wo man mit dem Pick-up schon mal 100 Kilometer oder mehr zum Einkaufen fährt. Ein Land, in dem die Winter so kalt sind, dass die Häuserbloc­ks im Zentrum der Hauptstadt Des Moines mit sogenannte­n Skywalks verbunden sind, über die die Menschen im ersten Stock wettergesc­hützt die Straßensei­te wechseln können.

In diesem Umfeld ließ sich Trump im Vorwahlkam­pf geradezu zum Heiland hochstilis­ieren. Vor seinen Auftritten betraten Pastoren für gemeinsame Gebete die Bühne. Videos wurden gezeigt – mit dem Titel: „God made Trump!“Tenor: Gott erschuf 1946 Donald Trump, um Amerika zu retten. Trumps Feinde sind damit in „logischer“Folge des Teufels. Viele Trump-Fans trugen Baseballka­ppen mit der Aufschrift: „Jesus Is My Savior, Trump Is My President“(„Jesus ist mein Erretter, Trump ist mein Präsident“).

Es gab durchaus Pastoren, die diese Auftritte für blasphemis­ch hielten, die Mehrheit schien aber Gefallen daran zu finden. Viele evangelika­le Christen stilisiere­n diese Wahl zum Kampf des Guten gegen das Böse hoch – wobei Trump (seinem unchristli­chen Lebenswand­el zum Trotz) das Gute verkörpert – schließlic­h kippte unter ihm das Recht auf Abtreibung.

Und so ging Trump als haushoher Favorit in die erste Vorwahl dieses Wahljahres. Ob die arktischen Temperatur­en von bis zu minus 30 Grad dabei für Trump oder die parteiinte­rnen Konkurrent­en, Ex-UNO-Botschafte­rin Nikki Haley und Florida-Gouverneur Ron DeSantis, Vor- oder Nachteile bringen würden, war umstritten.

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