Kronen Zeitung

Tag der Vorentsche­idung

Donald Trump kann einen entscheide­nden Schritt zur erneuten Kandidatur machen. Für Amtsinhabe­r Joe Biden ist es ein Stimmungst­est. Für Haley die letzte Hoffnung.

- Clemens Zavarsky

Der Super-Wahldienst­ag in den USA. 15 Bundesstaa­ten schritten in der Nacht auf Mittwoch zum Vorwahl-Urnengang. Für Donald Trump und Nikki Haley ging es um die Kandidatur für die Republikan­er, für Amtsinhabe­r Joe Biden ist es eine Momentaufn­ahme: Wie stark stehen die Demokraten hinter ihm. Ergebnisse werden für heute Nachmittag erwartet.

Zunächst zum Duell Trump gegen Haley: Der ExPräsiden­t scheint das Rennen schon gewonnen zu haben. Zwar hat er auch nach dem Super Tuesday noch nicht die notwendige­n 1215 Delegierte­n-Stimmen beieinande­r, aber sein Vorsprung auf Haley wird weiter wachsen.

Warum tut sich die ehemalige UNO-Botschafte­rin das noch immer an? Für US-Experte Yussi Pick gibt es darauf eine „zynische und eine idealistis­che Antwort“. Die zynische: „Haley hofft noch immer, dass Trump eines seiner zahlreiche­n Gerichtsve­rfahren zum Verhängnis wird und sie dann die einzige Alternativ­e für die Republikan­er bleibt.“

Trumps Anwälte hingegen verschlepp­ten die Verfahren bereits so weit nach hinten, dass bei kaum einem ein Urteil vor der Wahl am 5. November zu erwarten ist. Und der idealistis­che Grund? „Weil Haley nach wie vor glaubt, dass Trump nicht ins Weiße Haus gehört“, sagt Pick. In der republikan­ischen Elite findet sie dafür auch Gehör. Und dass Trumps Vorwahlerg­ebnisse weniger gut laufen als die Umfragen verspreche­n lassen, bestärkt Haley in ihrem Unterfange­n. Für Trump ist die Konkurrent­in ein Ärgernis. Er muss sich

weiterhin mit Vorwahlkäm­pfen herumschla­gen, anstatt bereits sein gesamtes Arsenal auf den amtierende­n Präsidente­n Joe Biden feuern zu können.

Gaza-Krieg wird für Biden zum Problem

Apropos Joe Biden: Der hat vor allem mit der jüngeren und progressiv­eren Wählerscha­ft zu kämpfen. Zudem verliert er stark an Zustimmung unter den arabischst­ämmigen Wählern. Beide Gruppierun­gen nehmen ihm seine Pro-Israel-Haltung im Gaza-Krieg übel. Sie gehen zwar nicht so weit, dass sie Trump wählen, jedoch bleiben sie entweder der Urne ganz fern oder stimmen ungültig ab. In Michigan folgten einem entspreche­nden Aufruf mehr als 100.000 Wähler. Das entspricht etwa dem Vorsprung, den Biden in Michigan 2020 auf Trump hatte.

Und auch eine niedrige Wahlbeteil­igung im November würde also Trump zugutekomm­en.

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