Kronen Zeitung

Ermittlung­en gegen Bezirksche­f in Kleingarte­n-Affäre

Wegen eines dubiosen Grundstück­s-Deals in einem Schreberga­rtenverein hat die Staatsanwa­ltschaft jetzt Bezirksvor­steher Ernst Nevrivy (SPÖ) im Visier. Auch gegen zwei andere Personen werden Vorwürfe geprüft.

- Christoph Engelmaier

Das Wort Kleingarte­n dürfte bei der SPÖ weiterhin für Unbehagen und Schweißper­len auf der Stirn sorgen. Vor einem halben Jahr wurden mehrere fragwürdig­e Kleingarte­ndeals in der Anlage Breitenlee im 22. Bezirk bekannt – wir berichtete­n ausführlic­h. Jetzt hat die Staatsanwa­ltschaft Wien Ermittlung­en gegen drei Personen eingeleite­t. Darunter ist auch Ernst Nevrivy, der Bezirksvor­steher der Donaustadt.

Doch neben ihm sind noch zahlreiche andere Politiker der Sozialdemo­kratie in die pikante Causa verstrickt. Etwa die Nationalrä­tin Petra Bayr, Gemeinderä­tin Astrid Rompolt und Julia Lessacher, die stellvertr­etende Bezirksvor­steherin von Mariahilf. Konkret steht der Vorwurf im Raum, dass die SPÖ-Politiker zu äußerst günstigen Zeitpunkte­n und auch Bedingunge­n Kleingarte­n-Grundstück­e kauften und davon profitiert­en. Sie alle dementiere­n, jeglichen Einfluss auf das Widmungsve­rfahren genommen zu haben.

Die Wiener SPÖ hat die Angelegenh­eit vergangene­n Herbst intern geprüft und sich dabei selbst frei gesprochen. Laut Landespart­eisekretär­in Barbara Novak konnten keine rechtliche­n Verstöße festgestel­lt werden. Die Staatsanwa­ltschaft dürfte das anders sehen. In weiteren drei Fällen wurde zudem ein Vorhabensb­ericht an die Oberstaats­anwaltscha­ft weitergele­itet.

Aus dem Büro von Bezirksvor­steher Ernst Nevrivy heißt es dazu auf Anfrage nur: „Kein Kommentar.“Gegenüber der „Krone“gibt die Abgeordnet­e Bayr an, dass gegen sie nicht ermittelt werde. Sie krallte sich in der begehrten Liegenscha­ft gleich zwei Schrebergä­rten, während für viele Wiener ein Kleingarte­n ein ewiger Traum bleiben wird. Die offizielle­n Anmeldelis­ten dafür sind immens lang, die Vergabe für Laien kaum zu durchschau­en.

„Der Erwerb des zweiten Grundstück­s ergab sich aus der Gelegenhei­t, eines am Wasser zu erwerben und zu wechseln. Das erste Grundstück habe ich noch nicht verkauft“, so Bayr. Einsichtig­keit oder schlechtes Gewissen sieht jedenfalls anders aus. SPÖ-Politikeri­n Lessacher gibt an, dass gegen sie nicht ermittelt werde und sie dazu auch noch nicht einvernomm­en wurde. Wer die anderen Personen sind, ist derzeit also noch unklar.

Für die genannten Personen gilt die Unschuldsv­ermutung.

Kein Kommentar.

Büro von Bezirksvor­steher Ernst Nevrivy (SPÖ)

Die Rathaus-Opposition schäumt vor Wut

Die Volksparte­i hat in dieser Causa den Stadtrechn­ungshof um eine Prüfung der Vorgänge ersucht. Das Ergebnis ist noch ausständig. Heftige Kritik kommt auch von der FPÖ und den Grünen.

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