Kronen Zeitung

Was muss eine Demokratie aushalten?

- Martin Krämer, per E-Mail

Viele Menschen in unserem Land haben berechtigt­e Zukunftsän­gste und beginnen sich vermehrt zu organisier­en, um gemeinsam ihrer Angst Ausdruck zu verleihen. Es gibt diverse öffentlich­e Demos von primär linker, weniger von rechter Seite, und das ist auch gut so, wenn man von einer funktionie­renden Demokratie sprechen möchte.

Links und rechts sind jedoch absolut gleichbere­chtigte Teile unserer Demokratie, solange sie sich demokratis­chen Wahlen stellen, nicht gewaltsam unsere Verfassung aushebeln und in weiterer Folge eine Einparteie­ndiktatur errichten möchten. Und dabei muss man ganz klar zwischen links und linksradik­al, sowie rechts und rechtsradi­kal unterschei­den. Egal, welche Seite damit gemeint ist – radikal kann nie gut sein und auch recht gefährlich für den Staat und dessen Gesellscha­ft werden. Radikalitä­t hat somit keinen Platz in einer Demokratie.

Zunehmend wird jedoch bei öffentlich­en Demos und auch bei diversen Politikera­ussagen nicht mehr auf diesen feinen Unterschie­d geachtet und grundsätzl­ich gegen rechts polemisier­t bzw. sogar ein Verbot rechter Parteien gefordert, währenddes­sen man sich bei links und allem, was damit zusammenhä­ngt (siehe kommunisti­sche Diktaturen mit historisch bewiesenen mehr als 100 Millionen Toten) ruhig verhält. Dadurch wird ein vollkommen falscher Eindruck vermittelt, nämlich jener, dass eine Demokratie nur dann gut ist, wenn es keine Rechten im politische­n Spektrum gibt. Und genau das ist falsch, weil politisch Linke in Österreich keine legitimmor­alische Deutungsho­heit besitzen.

Eine echte Demokratie muss es aushalten, beiden Seiten gleiche Möglichkei­ten anzubieten, um sich mit ihren Argumenten an einem freien Wettbewerb um Wählerstim­men zu beteiligen. Und wer die Mehrheit hat, der regiert dann bekanntlic­h auch für eine gewisse Zeit.

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