Online-Schnäppchen können teuer kommen
Bei vielen China-Shops sind schlechte Produktqualität und ein schleißiger Umgang mit Verbraucherrechten im Paket dabei
Temu und Shein erobern gerade den europäischen Markt, denn Kunden bestellen in Zeiten der hohen Teuerung gerne Billigwaren. „Wir sehen eine deutliche Zunahme an Beschwerden über DropshippingUnternehmen“, betont Joachim Kogelmann, Jurist beim VKI. Beim Dropshipping verkaufen Händler Waren, ohne sie vorrätig zu haben (siehe Faktenbox). Die Pakete verstopfen mittlerweile die Luftfracht. Jeweils 4000 bis 5000 Tonnen verschicken Temu und Shein täglich mit dem Flugzeug. Mode-Größen wie H&M hat Shein bereits überholt.
Die Waren kommen aus einer riesigen Zahl von Lieferanten weltweit, bei Temu etwa sind es 13 Millionen Händler, die über die Plattform indirekt Produkte verkaufen. Da kann die Qualität sehr schwanken. Bei einer Greenpeace-Untersuchung von 47 bei Shein gekauften Textilien waren in 96% aller Stücke gefährliche Chemikalien.
Nicht nur die Produktstandards scheinen einige Shops nicht zu ernst zu nehmen, auch die Verbraucherrechte kommen teils unter die Räder. Temu und Shein sind hier laut VKI zwar nicht auffällig, doch generell bestätigt Experte Joachim Kogelmann, dass Beschwerden bei Dropshipping-Anbietern häufig sind.
Die mit Abstand meisten Anfragen betreffen Rücktritte. Kunden haben ein Recht auf 14 Tage Retournierung. Die Versandkosten muss, wenn so vereinbart, der Konsument tragen. Ist allerdings nichts rechtskonform festgehalten, zahlt es das Unternehmen. Die Rücksendung kann ohne Angabe von Gründen passieren, ein formloses Schreiben reicht. Firmen müssen eine Rücksendeadresse angeben, tun sie das nicht, kann der Kunde das Paket an den Firmensitz senden. Die Rückerstattung muss in Geld erfolgen. „Gutscheine können Firmen zwar anbieten, annehmen muss das der Kunde aber nicht“, so Kogelmann.
Streitigkeiten tauchen auch immer wieder dahingehend auf, inwieweit Kunden das Produkt verwenden dürfen. Hier bringt Kogelmann den Grundsatz auf den Punkt: „Alles, was ich auch in einem Geschäft mit der Ware machen darf, darf ich auch zu Hause damit machen.“Das (behutsame) Öffnen der Verpackung, um den Inhalt anzusehen oder auch das Anprobieren und kurze Testen von Artikeln ist erlaubt. Kogelmann empfiehlt, z. B. Schutzfolien eher nicht zu entfernen.
Ein weiteres Problem sind lange Lieferzeiten. Mehrere Wochen sind keine Seltenheit. Grundsätzlich gelten 30 Tage als zumutbare