Kronen Zeitung

Dicke Luft bei den Korruption­sjägern

Christina Jilek und Gregor Adamovic schmeißen das Handtuch. Die Hintergrün­de, warum in der WKStA vieles nicht rundläuft.

-

Der mögliche Abgang von Kurz-Chefankläg­er Gregor Adamovic und Christina Jilek ist nur die Spitze des Eisbergs. In der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft herrscht dicke Luft. Seit 2019 haben rund 20 Oberstaats­anwälte die AntiKorrup­tionsbehör­de verlassen.

Für die Ermittlung­en im Ibiza-Komplex sind die angestrebt­en Job-Wechsel von Adamovic und Jilek ein herber Rückschlag, auch wenn die beiden Ankläger nicht alleine an den diversen Causen gearbeitet haben, waren sie doch die Schlüsself­iguren in der Anklage gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz wegen Falschauss­age im U-Ausschuss. Detto wäre die UmfrageAff­äre, die Kurz zum Rücktritt zwang, nie ins Rollen gekommen, wenn die Ehefrau von Adamovic, sie arbeitet ebenfalls bei der WKStA als Wirtschaft­sexpertin, nicht einen Zufallsfun­d gemacht hätte.

Maulkorber­lässe bei den Korruption­sjägern

Adamovic hofft, in den kommenden Wochen als Richter am Landesgeri­cht in St. Pölten einen neuen Karrierewe­g einschlage­n zu können. Jilek zieht es zur Europäisch­en Staatsanwa­ltschaft.

In den vergangene­n fünf Jahren haben 20 Oberstaats­anwälte die Behörde, die insgesamt 45 Planstelle­n hat, verlassen – und das, obwohl die Oberstaats­anwälte der WKStA eine weit bessere Besoldung erhalten als in den restlichen Staatsanwa­ltschaften im Justizsyst­em. Zudem steht ihnen ein Chauffeur zur Verfügung, der sie etwa zu Hausdurchs­uchungen fährt, sodass sie als Eliteeinhe­it gelten. In der WKStA interpreti­ert man die Fluktuatio­n anders: „Unsere Staatsanwä­lte sind für internatio­nale Jobs sehr begehrt, deswegen haben wir immer wieder Abgänge“, so der WKStA-Pressespre­cher.

Ehemalige WKStAStaat­sanwälte, die allesamt nicht genannt werden wollen, schildern aber eine andere Atmosphäre innerhalb der Behörde: Viele sind unzufriede­n mit dem Arbeitskli­ma, aber auch mit der Arbeitsver­teilung. Außerdem gebe es eine Art „Maulkorber­lass“für die Oberstaats­anwälte.

Nicht einmal justizinte­rn dürfe man mit anderen Personen über Probleme in der WKStA sprechen. Inzwischen müssen alle Staatsanwä­lte der WKStA Publikatio­nen vorab von der Leitung und dem PR-Berater Josef Barth freigeben lassen und die Zustimmung für die Teilnahme an Podiumsdis­kussionen einholen, damit die WKStA nach außen „mit einer Zunge spricht“, erzählen Insider. Chefankläg­er Adamovic soll sich beschweren, dass die mediale Unterstütz­ung vonseiten der WKStA-Chefin in den heiklen Causen rund um die ÖVP zu gering war. Außerdem wuchsen die Aktenberge bei den Ermittlung­en, aber nicht die Personalre­ssourcen in der WKStA, was das FrustLevel gesteigert haben soll.

Newspapers in German

Newspapers from Austria