Kleines Land im Würgegriff von Russland
In Moldau werden die Sorgen vor einer neuen Kriegsfront größer. Der Druck vom Kreml steigt. Die Lage ist brenzlig!
Graue Plattenbauten säumen den Weg vom Flughafen in die moldauische Hauptstadt Chisinău. Die Straßen sind voller Schlaglöcher. Ein erster Frühlingsduft liegt in der Luft.
Für viele ist die Republik Moldau ein „blinder Fleck“auf der Landkarte. Eingerahmt von der Ukraine im Osten und Rumänien im Westen, ist der osteuropäische Staat einer der ärmsten Europas. Die Lage in dem kleinen Land ist äußerst fragil. Erst im Juni 2022 hat man den EU-Kandidatenstatus erhalten. Die Beweggründe dafür liegen klar auf der Hand: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs versucht der Kreml das Nachbarland
der Ukraine zu destabilisieren. Es braucht daher Schutz vor Putins Würgegriff. Doch bis zur Mitgliedschaft ist noch ein sehr weiter Weg zu gehen.
„Spätestens 2030 sind wir in der EU – hoffentlich“
Im Gespräch mit der „Krone“gibt Bildungsminister Dan Perciun die Marschrichtung vor und ist äußerst optimistisch. „Spätestens im Jahr 2030 sind wir in der EU – hoffentlich“, so der Politiker. Damit vor allem auch die Jugend im Land wieder eine Perspektive habe.
Kein Wunder: Der Mindestlohn beträgt schließlich nur 250 Euro. Viel zu wenig, um die stark gestiegenen Lebenserhaltungskosten und Energiekosten abzudecken. Für viele gibt es daher keinen Grund zu bleiben. Auch die offiziellen Zahlen sprechen eine klare Sprache: 1990 lebten in Moldau noch rund 4,4 Millionen Menschen. Heute sind es weniger als 2,6.
Die Bevölkerung möchte den EU-Beitrittsprozess lieber heute als morgen abschließen, gleichzeitig werden anti-europäische Bewegungen im Land aus dem umliegenden Ausland unterstützt, weil kein Interesse an einem starken Europa besteht.
Dann wäre da noch die abtrünnige Region Transnistrien. Wo das arme Land bereits einen Konflikt mit dem großen Nachbarn hatte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es 1992 zu einem blutigen Bürgerkrieg um den Landesteil mit 100.000 Vertriebenen. Seiher hat Russland dort dauerhaft 1500 sogenannte
„Friedenssoldaten“stationiert. Heute leben hier rund 220.000 russische Staatsbürger.
„Das Jahr 1992 darf sich nicht wiederholen. Natürlich sind wir sehr nervös und haben Angst“, erzählt die 73jährige Natalia der „Krone“in Chisinău. So wie sie denken derzeit viele im Land. Das letzte Säbelrasseln der Russen ist schließlich noch nicht lange her. Die Separatisten hatten Moskau wegen zunehmender wirtschaftlicher Schwierigkeiten um „Schutz“gegenüber Moldau gebeten. Der Kreml sagte diesen sofort zu. Erst vor wenigen Tagen wurde ein Drohnenangriff auf einen pro-russischen Militärstützpunkt gemeldet. Es ist ein gefährliches Spiel, welches Putin hier betreibt. Mit Gefahr zur Eskalation.
Auf dem Weg in die EU hat Österreich jedenfalls Solidarität zugesichert – an das aufstrebende Land wird geglaubt.
Österreich unterstützt beim EU-Beitritt
Schon jetzt bestehen gute wirtschaftliche Beziehungen. Erst vor kurzem eröffnete Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) eine eigene Auslandsschule, die dort unser Knowhow den jungen Menschen zur Verfügung stellen soll – als Signal an den Kreml.
Noch heuer soll es in Moldau übrigens eine Abstimmung über den EUBeitritt geben. Um die Bestrebungen in der Verfassung zu verankern. Moldau steht also wieder einmal an einem Scheideweg.