Wird Jenewein zum Thomas Schmid der FPÖ?
FPÖ-Chef Kickl will nun einen U-Ausschuss zum Spionagefall Egisto Ott. Für die Blauen steht die Glaubwürdigkeit am Spiel.
Im Herbst 2021 – wenige Tage nach der Hausdurchsuchung – hat der blaue Abgeordnete HansJörg Jenewein sofort einen Verdacht, wer hinter der Razzia steckt: „Das ist ein türkiser Racheakt“, wettert er damals im Interview. Fast drei Jahre später steht fest, diese Verteidigungslinie lässt sich nicht halten, war ein typisches politisches Ablenkungsmanöver. Zu tief lassen seine Chats blicken, wie eng der Kontakt mit dem mutmaßlichen Spion Egisto Ott war. Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: Es gibt weitere 2500 Chats von Jenewein, auf die man im U-Ausschuss noch wartet. Die Szenerie erinnert stark an das Chat-Gate von Thomas Schmid. Da wurde die ÖVP fast im Wochentakt von neuen Chats erschüttert. Nun trifft es die FPÖ.
Wenn man FPÖ-Chef Herbert Kickl nach der Rolle von Jenewein fragt, dann verneint er, dass sein Parteikollege „seine rechte Hand“war. Doch ist das so? Warum pflegte Jenewein Kontakt zum Spion Ott, als Kickl Innenminister war? Warum befindet sich auf der Preisliste von Ott eine Position mit einem verräterischen Kürzel „laufende Unterstützung für HJJ“? Die Vermutung liegt nahe, dass mit „HJJ“– Hans-Jörg Jenewein gemeint ist. Insgesamt belaufen sich die Forderungen des Spions auf 18.500 Euro. Zu keiner Zeit habe es Geldflüsse an Ott, den Jenewein im Sommer 2018 kennengelernt habe, gegeben, heißt es in einer Stellungnahme der Rechtsvertreter von Ott. Auch die FPÖ dementiert, dass es Geldflüsse gegeben habe. Nur „lose“sei der Kontakt laut Jenewein zwischen ihm und dem Doppelagenten Ott gewesen. Jedoch: Nach dem Ausscheiden von Jenewein aus der Politik bekam er von Ott ein Jobangebot beim ehemaligen Zahlungsdienstleister Wirecard. Dieses Angebot dementiert Jenewein gar nicht. Umgekehrt hatte der FPÖler Ott angeboten, bei einer Neustrukturierung des BVT einen mächtigen Job zu bekommen. „Für die FPÖ steht vor allem die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen am Spiel. Auch wenn die Causa sehr verworren ist, am Ende bleibt übrig, die BVT-Hausdurchsuchung wurde gemacht, um Unliebsame hinauszubefördern, und Jobs wurden gegenseitig zugeschanzt“, so Politik-Insiderin Kathrin Stainer-Hämmerle.
Für die FPÖ steht die Glaubwürdigkeit am Spiel. Auch wenn die Causa sehr verworren ist, bleibt übrig, dass die FPÖ sich Jobs zuschanzt und Unliebsame hinausbefördert.
Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle