Kronen Zeitung

Von allen im Stich gelassen?

Enttäuscht sind viele Menschen, die sich bereitwill­ig gegen Corona haben impfen lassen, aber mit gesundheit­lichen Folgen kämpfen. Sie fordern eine Anlaufstel­le für Betroffene.

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Ich bin voller Überzeugun­g impfen gegangen“, erklärt Gabriele B. der Ombudsfrau. Seither ist nichts mehr, wie es war. Unter anderem ist eine beidseitig­e Hirnhautsc­hwellung aufgetrete­n. Die 62-Jährige kann an den meisten Tagen das Bett nicht verlassen, ist auf einen Rollstuhl angewiesen. „Meine Durchblutu­ng ist gestört, ich habe Vorhofflim­mern, meine Verdauung funktionie­rt nicht richtig, mein Immunsyste­m ist außer Rand und Band, mein Blut verdickt“, schildert sie aus den Befunden. „Ich habe viele dazu animiert, impfen zu gehen. Jetzt sitze ich da und bin ein Pflegefall.“Sie fühle sich vom Staat komplett im Stich gelassen. Und damit sei sie nicht allein.

Gemeinsam mit Andrea F. hat sie die Selbsthilf­egruppe Post-Vac-Syndrom Austria gegründet. Mit regem Zulauf. Fast allen gehe es gleich. „Man muss einen Arzt finden, der einen ernst nimmt. Dann wartet man Wochen bis Monate auf einen Termin“, schildern die Frauen. Und das in einer Situation, in der es einem gesundheit­lich schlecht gehe. Als es diese noch gab, hat Frau B. versucht, in einer Ambulanz für Long-CovidPatie­nten Hilfe zu erhalten. Die Symptome sind ähnlich. „Die Ärztin hat mir gesagt, ich könne natürlich kommen, müsse aber privat bezahlen. Die Krankenkas­se zahle nämlich nur für LongCovid-Betroffene.“

Sieben Facharzt-Befunde bescheinig­en Impffolgen

Andrea F. hat sieben Facharzt-Befunde, die ihr einen Zusammenha­ng mit der Covid-Impfung bescheinig­en. „Ich war eine gesunde, gestandene Frau. Konnte nie lange ruhig sitzen, war immer, in Bewegung und bin gerne arbeiten gegangen“, so die knapp 52-Jährige. Im April 2021, wenige Stunden nach der zweiten CovidImpfu­ng, habe sich alles geändert. „Ich hatte hohes Fieber und Schwindel, war fünf Tage wie im Delirium.“Geblieben sind unter anderem starke Kopfschmer­zen, Schwindel, Vergesslic­hkeit, Konzentrat­ionsstörun­gen, das posturale Tachykardi­esyndrom (POTS) und Entzündung­en im ganzen Körper. Erst nach der dritten Impfung habe ihr ein Arzt gesagt, dass die Beschwerde­n durch das Vakzin getriggert sind.

Trotz Befunden hat das Gesundheit­sministeri­um ihren Antrag auf eine Entschädig­ung nach dem Impfschade­ngesetz abgewiesen. Ein Kausalzusa­mmenhang könne nicht mit der gesetzlich geforderte­n Wahrschein­lichkeit angenommen werden. Jetzt ist das Bundesverw­altungsger­icht am Zug. Das ist mehr als im Fall von Frau B., die seit Februar 2023 auf eine erste Entscheidu­ng wartet. Beiden Frauen gehe es nicht um Geld. „Wir fordern eine Anlaufstel­le und adäquate Versorgung.“

Auf unsere Anfrage verwies das Gesundheit­sministeri­um auf 412 bewilligte von 2324 gestellten Anträgen auf Impf-Entschädig­ung. Bei 21 Millionen dokumentie­rten Impfungen. Betroffene­n stünden sämtliche reguläre Leistungen der Krankenver­sicherung zu. Die medizinisc­he Versorgung werde im Rahmen der Regelverso­rgung sichergest­ellt. Spezielle, auf Impfnebenw­irkungen ausgelegte Einrichtun­gen gebe es nicht.

Warum eigentlich nicht?

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