Kronen Zeitung

„Da kannst du einfach keine Schlaftabl­etten brauchen“

⧁ Stürmt Sturm zum Double oder erlöst sich Rapid morgen mit dem ersten Cupsieg seit 1995? ⧁ Die „Krone“-Experten Herbert Prohaska & Andi Herzog über Emotionen, Schlüssels­pieler, ihr Finalduell und die Spionage-Affäre

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Herzog: Sturm kann mit dem Punkt trotzdem gut leben. Ich hätte nicht gedacht, dass Rapid in der Liga noch so eingeht. Sie pokern für den Cuptitel sehr hoch – wenn das aufgeht, kannst nur gratuliere­n!

Prohaska: Rapid ordnet alles dem Cup unter. Dieser Titel zählt viel mehr als Platz drei. Sturm hat das Double vor Augen, den Punkt in Salzburg hätten sie vor der Partie gerne genommen. Beide werden alles reinwerfen.

er ist vom Sonntag mehr gezeichnet: Sturm durch das bittere 2:2 in Salzburg oder Rapid durch das 0:5 in Linz? Wer ist für euch der jeweilige Unterschie­dsspieler?

Prohaska: Bei Sturm Böving und Biereth, dazu Kiteishvil­i. Bei Rapid halte ich neben Burgstalle­r und Grüll am meisten von Seidl. Der spielt den letzten Pass super.

Herzog: Bei Rapid Grüll, einer der wenigen Tempodribb­ler in der Liga über 90 Minuten. Bei Sturm Kiteishvil­i – der Super-Techniker für geniale Momente.

Andi, du hast mit Rapid zweimal vorgezeigt, wie man so einen Titel noch vergeigt.

Herzog: Leider. 1990 gegen die Austria, als wir bis zur 90. Minute 1:0 führten, Fjørtoft schon den Pokal küsste. Um dann nach Verlängeru­ng 1:3 zu verlieren.

Und dann 1991 die Pleite gegen Zweitligis­t Stockerau.

Der Austria-Trainer 1990 hieß . . . Herbert Prohaska.

Herzog: Herbert, sei froh, dass ich nach der Pause nicht den Elfer schoss, ich hätte ihn im Gegensatz zu Kranjčar verwandelt.

Prohaska: Im Finish hat Krankl mit Kranjčar und Fjørtoft beide Stürmer ausgetausc­ht, Ogris hat uns in die Verlängeru­ng gebracht. In der Rapid bis auf den Andi keinen torgefährl­ichen Spieler auf dem Rasen hatte – während meine Joker Stöger und Hasenhüttl trafen.

Dafür hast du dann mit Bremen in Deutschlan­d zweimal den Cup geholt.

Herzog: Gegen Essen habe ich 1994 das 2:0 gemacht, 1999 lag ich zum Zeitpunkt des Elferschie­ßens gegen die Bayern bereits im Spital, Thomas Linke hatte mir den Oberschenk­el ramponiert. Ganz Bremen feierte, ich jubelte vom Krankenbet­t aus.

Prohaska: Meine prägendste Cup-Erinnerung ist das erste Finale. Daheim 2:1 gegen Austria Salzburg mit einem Kopftor von mir, auch beim 1:1 auswärts habe ich per Kopf getroffen. Da war

ich eigentlich stark, habe aber selten ordentlich­e Bälle bekommen.

Die Trainer sind auf 180: Klauß warf Ilzer Spionage vor, dieser sprach von Lüge.

Herzog: Für Ilzer ist seit Wochen jedes Spiel eines um den Titel. Die Intensität, die sein Team auf dem Platz zeigt, muss er draußen vorleben, da kannst du einfach keine Schlaftabl­ette brauchen. Anderersei­ts kann Klauß nach nur sechs Monaten mit Rapid Historisch­es schaffen. Da können die Emotionen hochkochen.

Prohaska: Generell wird es aber nichts Entscheide­ndes geben, was die Trainer vom Gegner nicht wissen.

Klagenfurt erlebt eine Party mit 30.000 Fans. Da würdet ihr auch gerne einlaufen.

Herzog: Ich bin nicht sicher, ob mir die Spielweise der Steirer liegen würde. Da hast nicht viel Zeit am Ball. Aber einige Ideen hätte ich.

Prohaska: Die Kulisse wird top sein, umso unverständ­licher, dass zuletzt in Salzburg nicht alles voll war. Das erinnert mich an die Austria in den 70ern und 80ern. Da haben wir alles gewonnen, aber mehr Fans sind nicht gekommen. Die Bullen-Fans sind internatio­nale Kracher gewöhnt.

Kann Sturm morgen die Liga ausblenden, den Fokus auf den Cup legen?

Herzog: Sie sind Favorit aufs Double, das ist positiver Stress. Der einzige Vorteil Rapids ist, dass sie ihren Titel im Gegensatz zu Salzburg aus eigener Kraft holen können. Die Bullen sind defensiv zu fehlerhaft.

Prohaska: Sturm ist im Cup Favorit – und in der Liga werden sie wohl die nötigen sieben Punkte holen.

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