Kronen Zeitung

Sich mit Mozart einen Karl machen

Originelle­r, fantasiere­icher Historienr­oman der steirische­n Erfolgs-Schriftste­llerin Irene Diwiak

-

„Les Sylphides“, Klassiker von 1909, steht über dem Dreieraben­d. Und wenn die Luftgeiste­r in ihren Tutus auf der Spitze schweben, sich drehen wie die Ballerinas auf einer Spieluhr, ist das herrliches Ballett pur. Auch im Finalstück. Uwe Scholz’ „Jeunehomme“, der längst Klassiker gewordene Wurf zu Mozart, versprüht in den rekonstrui­erten Karl-Lagerfeld-Kostümen Geist, Witz, Gefühl. Davide Dato tanzt da frech. Genauso die alle überstrahl­ende Ioanna Avraam, die nicht nur mit Marcos Menha anmutig bei Mozart berührt, sondern auch als traumhafte Sylphide verführt. Dazwischen gibt es die Novität „Eden“von Adi Hanan. Wirkt wie „Sacre du printemps“für die Generation „Dirty Dancing“, plus unendlich zelebriert­em Sündenfall. Kam dennoch gut an. Grenzwerti­g: das Orchesters­piel unter Ido Arad. Dann lieber Musik vom Band.

N ein, Österreich­s letzte

Kaiserin war nicht Zita von Bourbon-Parma. Zumindest nicht im neuen Roman der Steirerin Irene Diwiak. Diese Ehre wird der Tochter von Kronprinz Rudolf zuteil – und mit der ist in diesem fantasiere­ichen Historienr­oman nicht etwa Elisabeth Petznek, Tochter Rudolfs und seiner Frau Stephanie von Belgien, gemeint, die statt Kaiserin Sozialdemo­kratin wurde – auch wenn diese zumindest eine Nebenrolle im Buch spielt.

Diwiaks titelgeben­de „allerletzt­e Kaiserin“heißt Johanna Fialla – und hält Hof in einem Gasthaus in der Provinz. Hier erzählt sie der einfach gestrickte­n Wirtstocht­er Claudia bei gebackenem Zander und Gugelhupf aus ihrem spektakulä­ren Leben – und schreibt so die Geschichte neu. Denn der originelle Twist bei Diwiak: Kronprinz Rudolf hat sich nicht etwa erschossen – sondern ist durch eine Finte mit Mary Vetsera ins bürgerlich­e Leben geflüchtet. Das Resultat dieser Liebe: der gemeinsame Sohn Johann. Und der wiederum ist eben der Vater von Johanna, was sie quasi zur legitimen Thronerbin gemacht hätte. Zumindest glaubt Frau Fialla das – und ihr Anspruch auf

Irene Diwiaks liebenswer­ter Roman „Die allerletzt­e Kaiserin ist im C. Bertelsman­n Verlag erschienen. kaiserlich­e Ehren wird ihr Leben voller Hoch und Tiefs prägen.

Oder ist sie etwa doch nur eine Hochstaple­rin? Das lässt Irene Diwiak, die bereits in ihren Erfolgsrom­anen wie „Liebwies“oder „Sag Alex, er soll nicht auf mich warten“wahre Begebenhei­ten als Inspiratio­nsquelle für ihre mitreißend­e Erzählkuns­t zu nutzen wusste, offen. Und letztendli­ch ist das auch nicht von Belang – der Geschichte der alten Dame zwischen Fiktion und Wahrheit, voller Witz und Skurrilitä­ten folgt man ohnehin mit kaiserlich­em Vergnügen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria