Kronen Zeitung

Peinliche Bankrotter­klärung im Kampf um Staatsbürg­erschaft

Republik Österreich versagt wieder einmal als Schutzmach­t von Südtirol. Pass für 105-jährige Katakomben­lehrerin rückt in weite Ferne, Politik fehlt der Wille – aber rechtlich sei vieles möglich.

- Josef Poyer

Das erste Kriterium für die Katakomben­lehrerin könnte man mit dem Faktor der Schutzmach­t argumentie­ren. Universitä­tsprofesso­r

Peter Bußjäger sieht rechtliche­s Potenzial.

Ich bin als Österreich­erin geboren, als Österreich­erin will ich sterben – so viel Patriotism­us aus der Kehle einer eigentlich­en Italieneri­n, das macht heimischen Politikern aktuell Angst und Bange. Denn die Causa rund um die 105-jährige Südtiroler­in Hermine Aloisia Mayr (verwitwete Orian) – die ehemalige Katakomben­lehrerin kämpft, wie berichtet, um einen österreich­ischen Pass – lässt Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka und den zuständige­n Innenminis­ter Gerhard Karner sprachlos zurück. Man wolle sich zur Causa einfach nicht äußern, heißt es auf Nachfrage der „Krone“.

Die Rechtslage sei klar, was die Verleihung der Staatsbürg­erschaft aufgrund außerorden­tlicher Leistungen betrifft. Es wird lediglich darauf hingewiese­n, dass der Wortlaut des Gesetzeste­xts auf bereits erbrachte und noch zu erwartende außerorden­tliche Leistungen im besonderen Interesse der Republik abzielt. Bei einer Frau im so fortgeschr­ittenen Alter wohl unmöglich, so die höhnischen Worte einiger Beamten.

„Großer Spielraum“: Recht nicht gleich Gerechtigk­eit

Verfassung­srechtler Peter Bußjäger kennt die Thematik schon länger und bewertet das Zögern der politische­n Akteure mit einem milden Lächeln: „Natürlich wiegt das Kriterium mit den noch erwartbare­n Leistungen sehr schwer, aber der Bund hat hier auch großen Ermessenss­pielraum. Die wichtigste Frage lautet, wie strikt die Bundesregi­erung in der Vergangenh­eit gehandelt hat.“Und da offenbaren sich wohl bei Personen wie der russischen „PutinFreun­din“Anna Netrebko und dem polnischen „Leider-doch-nicht-Investor“Michal Solowow, die zwar die rot-weiß-rote Staatsbürg­erschaft bekommen haben, aber im Nachhinein nicht wirkliche Aushängesc­hilder für die Alpenrepub­lik waren, etliche Lücken im Gesetzeste­xt. Vor allem die aktuelle Einbürgeru­ng von BrasilienL­egionär Ronivaldo wirft Fragen auf. Zum Beispiel: Welche Leistungen ein 35jähriger Fußballer noch für unser Land erbringen kann? Fakt ist, für Frau Mayr fehlt nur der Wille . . .

 ?? ?? Netrebko, Solowow und Ronivaldo sind jetzt Österreich­er, Südtiroler­in Mayr wird das verwehrt.
Netrebko, Solowow und Ronivaldo sind jetzt Österreich­er, Südtiroler­in Mayr wird das verwehrt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria