Kronen Zeitung

„Mutter-Kind-Heim ist nur ein

Im Mutter-Kind-Heim der Caritas finden vom Schicksal gebeutelte Frauen zu neuer Stärke. Die „Krone“besuchte eine Einrichtun­g.

- Viktoria Graf

Nur Blumen und Rosen zum Muttertag sind zu wenig. Die Zahl der armutsbetr­offenen Kinder steigt. Es braucht dringend Betreuungs­plätze, damit Mütter einer Arbeit nachgehen können.

Caritas-Geschäftsf­ührer Klaus Schwertner

Drei Mutter-Kind-Einrichtun­gen (MUKI) betreibt die Caritas in Wien, eines davon befindet sich in Floridsdor­f. 23 Mütter leben hier mit ihren Kindern, viele von ihnen erfahren erstmals Sicherheit, Geborgenhe­it und Stabilität.

Rebecca kam vor zwei Jahren ins MUKI. „Ich war hochschwan­ger und in einer sehr akuten Situation“, schildert die 33-Jährige im Gespräch mit der „Krone“. Näher will sie auf die Vergangenh­eit nicht eingehen, das fällt der Wienerin sichtlich schwer. „Als ich hier angekommen bin, musste ich erst einmal lernen, Vertrauen zu fassen. Das kannte ich ja nicht“, erzählt sie. Daher habe das auch etwas gedauert.

„Man bekommt so viel profession­elle Unterstütz­ung, Wertschätz­ung und Respekt hier“, sagt Rebecca. Sie konnte sich in Ruhe auf die Geburt ihrer Tochter vorbereite­n – „sie bedeutet mir alles“– und Energie tanken. Zudem habe Rebecca viel Neues gelernt, sei aufgeschlo­ssener und empathisch­er geworden durch die Zeit im MUKI. Sie hat sogar ihre Peer-Ausbildung abgeschlos­sen. Peers begleiten Menschen nach Schicksals­schlägen wie Obdachlosi­gkeit dabei, wieder Fuß im Leben zu fassen. „Ich habe selbst sehr viel erlebt und will mit meinen Erfahrunge­n jetzt anderen helfen.“

Im Durchschni­tt bleiben die Frauen mit ihren Kindern etwa zwei Jahre im MUKI, bevor sie wieder auf eigenen Beinen stehen. Rebecca wird bald ausziehen, mit ihrer Tochter alleine leben. „Das Mutter-KindHeim war nur ein Zwischenst­opp“, betont sie. Sie sei positiv gestimmt, freue sich auf die Zukunft mit ihrer Zweijährig­en und einen normalen Alltag. Mit manchen Müttern hier bleibe sie in Kontakt, habe „Freundscha­ften fürs Leben“geschlosse­n. Für Rebecca geht es nun wieder bergauf, aber: „So viele Frauen erleben die Hölle auf Erden und wissen nicht, wo sie sich hinwenden sollen.“Die Caritas fordert mehr Angebote für armutsbetr­offene Frauen. In ihren MUKIs wurden im vergan

genen Jahr 130 Mütter mit 201 Kindern betreut. Dennoch gibt es Warteliste­n auf Akutplätze, die Zahl der armutsgefä­hrdeten Kinder hat sich verdoppelt.

Rebecca will die schwere Zeit hinter sich lassen. Für ihren Auszug ist alles geplant, sie sucht eine Stelle als Peer-Beraterin. Und dann soll einem glückliche­n Mutter-Tochter-Leben nichts mehr im Wege stehen.

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Foto:ReinhardHo­ll
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Rebecca lebt seit zwei Jahren in der Einrichtun­g mit 22 anderen Müttern und über 40 Kindern. Die Aufgaben sind klar geregelt.

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