Die schleichende Arbeitszeit-Verkürzung
Die Diskussion um mehr oder weniger Stunden tobt. Fakt ist, dass wir wegen des Teilzeitbooms im Durchschnitt kürzer als vor Corona arbeiten.
Sollen wir künftig 41 Stunden pro Woche arbeiten, wie es die Industriellenvereinigung anregt, oder sogar nur 32 Stunden, was manche in der SPÖ wollen – der Streit darüber kocht derzeit hoch. Die Argumente sind klar: Für die Betriebe ist das eine Möglichkeit, den Mangel an Fachkräften auszugleichen, wenn die schon Berufstätigen eben mehr leisten. Außerdem würden nur so weiterhin genug Beiträge für Sozialsystem und Pensionen hereinkommen.
Linke verweisen auf die laut Umfragen von vielen Beschäftigten gewünschte Reduktion ihrer Zeiten, außerdem gäbe es weniger Krankenstände und die Leute wären produktiver.
Faktum ist jedoch, dass wir im Durchschnitt ohnehin bereits die angestrebte kürzere Arbeitszeit haben. 1975 gab es die letzte gesetzliche Verkürzung von 45 auf 40 Wochenstunden, doch „schleichend“ging es seither weiter. Laut internationalen Vergleichen arbeiteten wir über alle Beschäftigten gerechnet schon 2022 mit 33,7 Stunden am drittwenigsten in Europa (Grafik unten). Die Statistik Austria nimmt aktuell sogar nur noch 30 Stunden an. Grund des überraschenden Befundes ist vor allem die enorm hohe Teilzeitquote bei uns.
„Wir sehen, dass das Absinken der durchschnittlich tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden von 37,5 Stunden 2004 auf 30 Stunden vor allem mit der stärkeren Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt einhergeht“, erklärt Arbeitsminister Martin Kocher. Das sei auf die größere Notwendigkeit oder Beliebtheit von Teilzeit bei ihnen zurückzuführen.
Tatsächlich sind bereits knapp mehr als 50% aller Frauen so beschäftigt und sogar schon 13,4% aller Männer – Tendenz steigend. Im Schnitt arbeitet somit fast jeder Dritte kürzer. Anders gesagt: Die Arbeitszeit pro Kopf und Jahr sank so alleine seit 2000 um rund 200 Stunden auf 1600 Stunden (Grafik oben). Ähnlich ist es zwar auch in anderen Ländern,
doch laut anderen Analysen geht es bei uns schneller nach unten. Die Folge: „Ein geringeres Arbeitsvolumen bedeutet weniger Output,
die österreichische Wirtschaft verliert an Wettbewerbsfähigkeit, was weniger Wohlstand bedeutet“, warnt Kocher. Es brauche gezielte
Anreize, wieder mehr Vollzeitarbeit anzunehmen, „die Arbeitgeber müssen diese auch anbieten.“Maßnahmen seien z. B. die Senkung
von Lohnsteuer und Lohnnebenkosten, und 4,5 Mrd. € fließen zusätzlich in den Ausbau der Kinderbetreuung.