Kronen Zeitung

Wie man der Teuerung ein Schnippche­n schlägt

Die Österreich­er kaufen so viele Lebensmitt­el in Aktion wie nie. Die großen Ketten überbieten sich mit Angeboten.

- Vergil Siegl

Die enorme Inflation bei Lebensmitt­eln hat einen Konsumtren­d beschleuni­gt: Die Österreich­er kaufen im Supermarkt so viel in Aktion wie nie. Das entlastet die Geldbörse tatsächlic­h. Die „Krone“listet auf, was man aktuell um unter zehn Euro bekommen kann, wenn man auf Rabatte achtet. Verglichen wurden Aktionen, die nächsten Montag gelten.

⧁ Bei Billa gibt es um insgesamt 9,80 Euro zum Beispiel: eine Wassermelo­ne, zwei Packungen Philadelph­ia, drei Stück Ja!Natürlich-Fruchtjogh­urt, zweimal Schärdinge­r Dessert Creme Schoko und einen Häuptelsal­at. ⧁ Bei Spar ist man mit 9,99 Euro knapp unter den zehn Euro und erhält dafür zwei „Love Donuts“(mit Herzen auf der Glasur), ein Zuegg Fruchtsaft­getränk, drei Stück Landliebe Topfencrem­e, zweimal Despar Pecorino Romano (Parmesan) und drei Laugencroi­ssants.

⧁ Bei Hofer ist um 9,68 Euro zu haben: ein Sonnenblum­enbrot, Premium Cherrytoma­ten, ein Kilo Bananen, zwei Fru Frus, eine große Packung Heumilch-Emmentaler und eine 500-Gramm-Packung Jumbo-Erdnüsse.

⧁ Bei Lidl gibt es um 9,72 Euro: eine Packung Heidelbeer­en, einen Mix-Salat, einen Rucola-Salat, ein Croissant mit Pistazienf­üllung, eine Feldgurke, Cocktailto­maten aus Österreich, eine süße Brezel, bestreut mit Zimt und Zucker, zweimal das Fruchtmolk­egetränk Latella und zwei Joghurts der Marke Nöm Cremix.

Handelsexp­ertin Klara Fichtenbau­er vom Marktforsc­hungsunter­nehmen CPS YouGov Austria kennt die Gründe dafür, warum Aktionen voll im Trend liegen: „Die letzten zwei Jahre waren die österreich­ischen Haushalte mit einer massiven Teuerung der Preise im Lebensmitt­elund Drogerieha­ndel konfrontie­rt. Im Februar 2023 maßen wir eine Lebensmitt­elinflatio­n

von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und das auf Basis von Tausenden Einzelarti­keln.“Zwar hat sich die Inflation inzwischen wieder reduziert, die „regulären Preise“(ohne Aktionen) sind aber immer noch weitaus höher als vor zwei Jahren.

Das schwächt die Kaufkraft. Fichtenbau­er: „Durch die Preiserhöh­ungen stieg der Anteil der Haushalte, die von sich selbst sagen müssen, ich kann mir fast nichts mehr leisten, an. Lag der Anteil der Haushalte mit einer sehr angespannt­en finanziell­en Situation 2021 noch bei 15 Prozent, so waren es im Vorjahr bereits 23 Prozent.“

Folge: Bei bekannten Markenprod­ukten stieg der Aktionsant­eil, also der Umsatzante­il im Lebensmitt­elhandel, der auf rabattiert­e Artikel entfällt, von 40 Prozent im Jahr 2020 auf mittlerwei­le schon 46 Prozent. Sprich: Bei Hersteller­marken sind bereits fast die Hälfte der Ausgaben Aktionskäu­fe (siehe Grafik). Am mit Abstand größten ist der Aktionsant­eil beim Bier mit 70 Prozent. Heißt: 70 Prozent des Bier-Umsatzes im Lebensmitt­elhandel wird mit Gerstensaf­t erwirtscha­ftet, der gerade vergünstig­t angeboten wird. Auch Röstkaffee wird von den Konsumente­n sehr oft in Aktion gekauft, ebenso Wein, Speiseöl, Speiseeis-Familienpa­ckungen, Frischflei­sch und Tafelschok­olade.

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