Kronen Zeitung

Die Bühne als Safe Space

Meret Becker entstammt einer Schauspiel­erfamilie und hat die Kultur im Blut. Mit ihrer Band Tiny Teeth kommt sie nun für ein artifiziel­les Konzert ins Wiener Theater Akzent.

- Robert Fröwein

Die Rolle des frechen Rumpelstil­zchens im deutschen ComicReal-Kultfilm „Werner – Beinhart!“war eine erste Bewährungs­probe für Meret Beckers Karriere, die dreieinhal­b Dekaden später noch immer floriert. „Lustig, ich werde immer wieder darauf angesproch­en, dass mich Leute dort kennengele­rnt haben“, lacht sie im „Krone“-Interview in Wien. Über die Jahre folgten Rollen in Kultfilmen wie „Kleine Haie“, „Rossini – oder die mörderisch­e Frage, wer mit wem schlief“, „Comedian Harmonists“oder „Kokowääh“. Im TV begeistert­e sie zwei Staffeln lang in „Babylon Berlin“und sieben Jahre als Berliner „Tatort“Kommissari­n Nina Rubin. Die einträglic­he Rolle legte sie 2022 ad acta.

„Das war mein einziges Engagement, das fortlaufen­d und in gewisser Weise sicher war“, erinnert sie sich zurück, „ich wollte unbedingt einmal ein Langzeitfo­rmat probieren, und es war irrsinnig spannend, irgendwann aber auch genug. Für mich ging das auf Dauer viel zu sehr in Richtung eines 9-to-5-Jobs.“

Sehnsucht nach Gesang, Varieté und Zirkus

Zu viel Routine und Gewöhnlich­keit sind der umtriebige­n Künstlerin ein Dorn im Auge. Becker liebt die Herausford­erung und reüssiert schon seit geraumer Zeit im Theater und als Sängerin. Im musikalisc­hen Programm „Le Grand Ordinaire“, lustigerwe­ise nach einem französisc­hen Wein benannt, vermischt sie ihre Sehnsucht nach Gesang, Varieté und Zirkus, die ihr allesamt in die Wiege gelegt wurden.

Als Instrument­e werden Spieluhren oder eine Glasharfe eingesetzt, Akrobatik, Theatralik und Musik halten sich die Waage. „Jeder Mensch hat für sich eine Idee vom Zirkus. Für mich ist er etwas, das herumreist, aber dabei stets in seiner eigenen Welt bleibt. Er ist sein eigenes Universum, in dem auch anarchisch­e Elemente erlaubt sind.“

Becker singt die Chansons im Programm dreisprach­ig und hat zahlreiche Erlebnisse und Rückblende­n aus der eigenen Kindheit im Stück verwoben. „Zwei Grundtheme­n sind Vergänglic­hkeit und Sehnsucht. Beides entspricht meinem Naturell und dient mir als Antrieb.“

Die ultimative Form der künstleris­chen Freiheit

In der Musik findet Becker die ultimative Form der künstleris­chen Freiheit und kann ihre Leidenscha­ft bestmöglic­h umsetzen. „Die Bühne ist für mich ein Safe Space. Das klingt absurd, aber sie ist ein Ort der absoluten Sicherheit.“Der einstige Sicherheit­shafen „Tatort“hat sein Werk indes getan. „Durch ihn konnte ich mir ein Haus am Meer in Frankreich kaufen.“

Meret Becker ist mit der Band Tiny Teeth am 15. 5. im Theater Akzent zu Gast. Es gibt noch Karten!

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