Die Bühne als Safe Space
Meret Becker entstammt einer Schauspielerfamilie und hat die Kultur im Blut. Mit ihrer Band Tiny Teeth kommt sie nun für ein artifizielles Konzert ins Wiener Theater Akzent.
Die Rolle des frechen Rumpelstilzchens im deutschen ComicReal-Kultfilm „Werner – Beinhart!“war eine erste Bewährungsprobe für Meret Beckers Karriere, die dreieinhalb Dekaden später noch immer floriert. „Lustig, ich werde immer wieder darauf angesprochen, dass mich Leute dort kennengelernt haben“, lacht sie im „Krone“-Interview in Wien. Über die Jahre folgten Rollen in Kultfilmen wie „Kleine Haie“, „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“, „Comedian Harmonists“oder „Kokowääh“. Im TV begeisterte sie zwei Staffeln lang in „Babylon Berlin“und sieben Jahre als Berliner „Tatort“Kommissarin Nina Rubin. Die einträgliche Rolle legte sie 2022 ad acta.
„Das war mein einziges Engagement, das fortlaufend und in gewisser Weise sicher war“, erinnert sie sich zurück, „ich wollte unbedingt einmal ein Langzeitformat probieren, und es war irrsinnig spannend, irgendwann aber auch genug. Für mich ging das auf Dauer viel zu sehr in Richtung eines 9-to-5-Jobs.“
Sehnsucht nach Gesang, Varieté und Zirkus
Zu viel Routine und Gewöhnlichkeit sind der umtriebigen Künstlerin ein Dorn im Auge. Becker liebt die Herausforderung und reüssiert schon seit geraumer Zeit im Theater und als Sängerin. Im musikalischen Programm „Le Grand Ordinaire“, lustigerweise nach einem französischen Wein benannt, vermischt sie ihre Sehnsucht nach Gesang, Varieté und Zirkus, die ihr allesamt in die Wiege gelegt wurden.
Als Instrumente werden Spieluhren oder eine Glasharfe eingesetzt, Akrobatik, Theatralik und Musik halten sich die Waage. „Jeder Mensch hat für sich eine Idee vom Zirkus. Für mich ist er etwas, das herumreist, aber dabei stets in seiner eigenen Welt bleibt. Er ist sein eigenes Universum, in dem auch anarchische Elemente erlaubt sind.“
Becker singt die Chansons im Programm dreisprachig und hat zahlreiche Erlebnisse und Rückblenden aus der eigenen Kindheit im Stück verwoben. „Zwei Grundthemen sind Vergänglichkeit und Sehnsucht. Beides entspricht meinem Naturell und dient mir als Antrieb.“
Die ultimative Form der künstlerischen Freiheit
In der Musik findet Becker die ultimative Form der künstlerischen Freiheit und kann ihre Leidenschaft bestmöglich umsetzen. „Die Bühne ist für mich ein Safe Space. Das klingt absurd, aber sie ist ein Ort der absoluten Sicherheit.“Der einstige Sicherheitshafen „Tatort“hat sein Werk indes getan. „Durch ihn konnte ich mir ein Haus am Meer in Frankreich kaufen.“
Meret Becker ist mit der Band Tiny Teeth am 15. 5. im Theater Akzent zu Gast. Es gibt noch Karten!