„Wir werden auch für diese stolze Nation unangenehm“
⧁ Adi Hütter rockte mit Monaco die Ligue 1, führte den Klub als Vizemeister zurück in die Königsklasse ⧁ Im „Krone“-Interview spricht der Erfolgstrainer über Spektakel, Fürst Albert, den EURO-Brocken Frankreich, Rangnick und Österreichs Titelfinale
Adi, felicitations pour ce très gros succès. (lacht) Merci. Für viel mehr reicht mein Französisch noch nicht wirklich. Im Klub reden wir alle nur Englisch, das hat sich dafür verbessert. In der Schweiz hatte ich einmal 15 Stunden Französisch-Unterricht, vielleicht fange ich nächste Saison wieder damit an.
Okay, dann auf Deutsch. Gratulation, Vize-Meister in Frankreichs Ligue 1, toller Erfolg – wo ordnest du den in deiner Trainerlaufbahn ein?
Nach Gladbach, dann der Auszeit in einem neuen Land so zurückzukommen, ist auch für mich etwas Großes. Für den ganzen Klub ist es ein großer Erfolg. Platz zwei ist keine Selbstverständlichkeit. Viele wären gerne an unserer Stelle.
Was war für dich die größte Herausforderung?
Ich musste viel moderieren, die Liga kennenlernen. Die Ziele sind hoch, AS Monaco ist in der Saison 100 Jahre alt geworden – das war schon ein Rucksack.
Und der schönste Moment?
Es gab viele, ich genieße das Arbeiten, die Zeit hier. Als mich nach dem letzten Sieg in Montpellier die Spieler in die Luft geworfen haben: Wow, das war eine Bestätigung. Aber für alle.
Monaco hat in der Ligue 1 vor der letzten Runde am Sonntag 64 Tore erzielt, nur Paris traf öfter, aber auch 42 Gegentore stechen heraus – kannst du nur Spektakel?
Ich gewinne lieber 3:2, als ein 1:0 runterzuklopfen. Ich stehe für begeisternden Fußball. Letztlich zählt das Ergebnis, da gehört auch die Defensive verbessert.
Wie kann man diese Saison in einer Liga mit Paris noch toppen? Was sind die Ziele?
Abwarten, was Paris macht, Mbappé wird gehen, vielleicht verjüngen sie. Wir haben etwas aufgebaut, vielleicht können wir sogar näher herankommen, aber Platz 2 zu verteidigen wäre auch schon großartig. Wir werden international spie
len, das ist eine andere Belastung, Herausforderung.
Du sprichst die Champions League an – was bedeutet es dir, dabei zu sein?
Ich habe zwar schon viele internationale Spiele, aber mit Salzburg und Bern bin ich in der Quali gescheitert. Möglicherweise habe ich es mir verdient, erstmals dabei zu sein. Es macht mich stolz.
Du bist also jetzt König Adi im Fürstentum.
(lacht): Ich bin weder ein König noch ein Prinz und schon gar kein Kaiser – ich bin nur der Trainer Adi.
Aber Fürst Albert hast du schon kennengelernt, oder?
Ja, er war zufälligerweise an meinem Geburtstag beim Training, hat mir gratuliert. Zum letzten Saisonspiel kommt er auch traditionell vorab immer in die Kabine.
Mit Youssouf Fofana hast du einen französischen Teamspieler im Kader – wurde über die EURO gesprochen?
Ich werde noch mit ihm reden, ihm sagen: Aufpassen, wir sind stark. Ich werde auch bei unserem Duell in Düsseldorf dabei sein.
Was traust du Österreich gegen Frankreich zu?
Frankreich zählt mit zu den Topfavoriten, das ist ein Brocken. Sie haben Qualität, diese Selbstverständlichkeit. Aber wir können auch für diese stolze Nation unangenehm und lästig sein.
Warst du überrascht, dass sich Ralf Rangnick trotz des Angebots von Bayern München zum ÖFB bekannt hat?
Vor der EURO war das Thema unangenehm. Viele haben erwartet, dass er geht. Es war seine persönliche Entscheidung. Er weiß, was er hier hat. Ich begrüße es.
Neben dir sorgt mit Oliver Glasner ein weiterer österreichischer Trainer international für positive Schlagzeilen.
Das freut mich. Wie schnell er Crystal Palace in den Griff bekommen hat, ist stark. Ich denke, dass wir alle auf uns stolz sein dürfen, so viele Trainer haben wir derzeit im Ausland nicht. Hoffentlich kommen bald ein paar dazu.
Vielleicht ja Christian Ilzer. Du hast Salzburg 2014/15 zum Double geführt – jetzt könnte die Vorherrschaft der Bullen enden.
Für Sturm und Chris wäre das historisch, für Salzburg ein Dämpfer. Aber es schadet nicht, wenn sie einmal nicht Meister werden, das bietet die Möglichkeit zu reflektieren, etwas anders zu machen. Ich bin gespannt, Sturm muss wahrscheinlich gewinnen, mit diesem Druck muss man auch erst einmal umgehen können.