Neuer Mut zur Hässlichkeit
Die Zeiten von Rom-Coms und Sitcoms sind vorbei – komplexe Frauenfiguren sind gefragt. Hollywood-Stars wie Kate Winslet oder Kirsten Dunst befreien sich aus dem Schema F.
Vor bald 25J ahren tanzte Kirsten Dunst in knapper CheerleaderUniform durchs Bild und wedelte mit bunten Pompons .H eute sieht sie zwar immer noch genauso gut aus, wie ihre Auftritte auf den roten Teppichen beweisen – doch in ihrem neuen Kinofilm „Civil War“zeigt sie sich verlebt und mit tiefen Sorgenfalten im Gesicht im amerikanischen Bürgerkrieg .D ieser neue Mut zur Hässlichkeit greift unter den Hollywood-Ladys um sich. Flache Rollen sind unbeliebt geworden, komplexe Frauenfiguren sind angesagt. Vorreiterin ist Kate Winslet, die seit Jahren ihrem „Titanic“-Look abgeschworen hat, sich weigerte, bei SexSzenen in „Mare of Easttown“retuschiert zu werden, und in ihrem kommenden Kinofilm „Die Fotografin“als Lee Miller wieder auf Charakter statt Äußerlichkeiten setzt :„D ie ganze Industrie hat sich so verändert, die Welt wacht auf und merkt :F rauen sind wundervoll! Wir haben interessante Dinge zu sagen, und während wir älter werden und sich unsere Gesichter verändern, entwickeln wir uns weiter und werden gemeinsam mutiger .D ie Möglichkeiten für Frauen ab meinem Alter werden stetig besser“, so die 48-Jährige kürzlich in einem „Krone“-Interview.
Revolutionsführerin statt hübsche Stalkerin
Ähnliche Erfahrungen macht auch die neuseeländische Schauspielerin Melanie Lynskey (47). Nach ihrer Sitcom-Rolle als hübsche Stalkerin Rose in „Mein cooler Onkel Charlie“nimmt sie nur noch Rollen an, die sie faszinieren –w ie etwa Revolutionsführerin Kathleen
in der postapokalyptischen Sky-Serie „The Last of Us“. Und eine, die immer schon ein bisschen mutiger war als alle anderen, ist „Schweigen der Lämmer“-Star Jodie Foster .M it ihrer Darstellung einer rassistischen, verbitterten
Polizistin in der Serie „True Detective“gewann sie Anfang des Jahres unzählige neue Fans hinzu. Vorbild für Nachwuchsschauspielerinnen kann auch Meryl Streep sein, die nun mit 74 die Goldene Ehrenpalme beim
Filmfestival Cannes bekam und sich erinnerte :„M it 40 dachte ich, dass meine Karriere vorbei sei .D as war damals nicht unrealistisch.“Zum Glück zeigt der Trend nun in eine andere Richtung.